Portugal ist das dritte Land, das unter den Rettungsschirm der EU schlüpft. Eine formelle Bitte sei jetzt in Brüssel eingegangen.

Brüssel. Portugal hat am Donnerstag offiziell Finanzhilfen der Europäischen Union beantragt. Eine entsprechende formelle Bitte sei in Brüssel eingegangen, das teilte die EU-Kommission am Abend mit. Zuvor erzielte die Börse in Lissabon eines ihrer besten Ergebnisse seit Monaten. Die politischen und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten hielten die Zinsen für portugiesische Staatsanleihen jedoch weiterhin hoch.

Pedro Silva Pereira, Minister für Präsidialangelegenheiten, erklärte vor dem offiziellen Antrag, die Regierung werde „sehr bald“ mit Delegationen der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank in Lissabon über die Voraussetzungen für das Rettungspaket verhandeln. Zuvor hieß es aus Regierungskreisen, das Kabinett wolle zunächst mit der Opposition über die möglichen Bedingungen für die Finanzhilfe beraten.

Nach Griechenland und Irland ist Portugal das dritte Euro-Land, das internationale Finanzhilfe beantragt. Schon seit längerem hatten die Märkte diesen Schritt erwartet. Auf bis zu 80 Milliarden Euro schätzen Experten den Finanzierungsbedarf des Landes.

Dass sich Portugal derzeit in einer Regierungskrise befindet, dürfte die Verhandlungen erschweren. Die sozialistische Minderheitsregierung von Ministerpräsident José Sócrates trat Ende März zurück, weil die Opposition ihr die Zustimmung zu weiteren Haushaltskürzungen verweigerte.

Die spanische Finanzministerin Elena Salgado erklärte unterdessen, dass ihr Land – anders als Portugal – keinesfalls um Finanzhilfe der EU bitten werde. Die spanische Wirtschaft sei diversifizierter und mächtiger, stehe auf einer gesunden Grundlage und sei wettbewerbsfähiger, sagte Salgado.

Die Zinsen für dreijährige spanische Staatsanleihen sanken leicht. Nach Angaben des Finanzministeriums in Madrid vom Donnerstag nahm das hoch verschuldete Land bei einer Versteigerung von Staatsanleihen 4,13 Milliarden Euro ein, der Zinssatz betrug 3,57 Prozent. Bei der letzten derartigen Versteigerung am 3. März betrug der Zinssatz 3,59 Prozent. Die Anleihen waren fast zweifach überzeichnet.

Die Zinsen für Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit stiegen am Donnerstag leicht von 5,21 auf 5,27 Prozent. Der Abstand zu vergleichbaren deutschen Anleihen, die als Referenzpapiere gelten, betrug nur noch 1,82 Prozent. Experten werteten dies als Zeichen für ein neues Vertrauen der Investoren in die spanische Wirtschaft.

Portugals Politik der Schuldenreduzierung hatte in jüngster Zeit zu einer Reihe von Protesten und Streiks geführt. Die Gewerkschaft der Beamten kündigte an, dass ihre Mitglieder am 6. Mai die Arbeit niederlegen werden.