Der Tablet PC ist in den deutschen Läden angekommen - zu einem günstigeren Preis als der Vorgänger. Fans zelteten in Hamburg vor dem AEZ.

Hamburg. Lange Schlangen vor den Apple-Stores – und oft auch lange Gesichter bei den Wartenden: In Hamburg, München, Oberhausen und Frankfurt am Main hat am Freitag der Verkauf des neuen iPads begonnen. Hunderte Menschen standen bereits viele Stunden vor dem Verkaufsstart um 17 Uhr an, um einen der begehrten Tablet-PCs zu ergattern. Im Alstertal-Einkaufszentrum verbrachten mehrere Dutzend Kaufwillige die Nacht vor dem Apple-Laden. Im Gravis-Shop in der Grindelallee konnte Meik Hesselbarth mit "nur" vier Stunden Wartezeit die Pole Position ergattern. “Das Geschäft hier ist ein echter Geheimtipp, so kurz wie hier wartet man sonst nirgends in der Stadt”, sagt der 37-Jährige.

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René und Tim haben die Nacht bei vier Grad im Freien vor dem Alstertal Einkaufszentrum verbracht. Mit Koffeintabletten und Filmen haben sie sich wach gehalten. Als am Freitagmorgen um 9.30 Uhr endlich der Apple Store aufmacht, warten sie bereits seit über zwölf Stunden auf den Verkaufsstart des neuen Apple iPad 2. Doch die Öffnung bringt die beiden nicht wirklich an ihr Ziel. Danach dauert es noch einmal bis 17 Uhr, bis das iPad 2 endlich verkauft wird.

Die beiden nehmen es gelassen. „Man ist jung, man macht einfach nur einmal so einen Blödsinn“, sagte der 19-jährige Schüler Tim. Der 23-jährige Angestellte René hat sich extra eineinhalb Tage frei genommen. Sie sind Nummer eins und zwei von rund 50 Wartenden, die noch vor der Öffnung des Apple Stores draußen stehen.

René und Tim wussten worauf sie sich einließen. Andere hingegen nicht, wie der 55-jährige Rolf Grothmann, der zur Geschäftsöffnung seit rund einer halben Stunde wartet. Er passt nicht so recht in die Schlange der Wartenden, die meist jünger sind und denen man die Begeisterung für Technik ansieht. Unter den rund 50 Wartenden sind zudem nur drei Frauen. So ist das iPad, das Grothmann kaufen möchte auch nicht für ihn, sondern für seinen 15-jährigen „Junior“, wie er sagt.

Grothmann wollte das iPad eigentlich auf dem Weg zur Arbeit kaufen. Nun soll ihn zunächst sein Schwager ablösen, ab 14 Uhr sein Sohn und um 17 Uhr kommt er zum Bezahlen zurück. In seiner Jugend habe es nichts Vergleichbares gegeben. „Da gab's nichts, was so einen Kick ausgelöst hat“, sagte Grothmann.

Andere, die nichts von dem Verkaufsstart am späten Nachmittag wussten, sahen das weniger gelassen. „Deswegen steh' ich nicht bis fünf hier rum“, sagte ein Mann, der wieder ging. „Da kaufe ich meiner Frau lieber schöne Unterwäsche.“

Um 9.30 Uhr werden die Wartenden bereits für ihre Geduld belohnt. Der Store öffnet und zwölf Mitarbeiter in blauen T-Shirts begrüßen die Kunden mit lautem Applaus. Sie verteilen Wasserflaschen. Doch mehr gibt es zunächst nicht. Um 15 Uhr wird der Laden vorübergehend schließen und umbauen. Dann, um 17 Uhr, ist es endlich soweit: Die Wartenden dürfen ihr Geld gegen iPads eintauschen. Überglücklich kommt Meik Hesselbarth mit seiner Trophäe heraus und grinst sichtlich zufrieden die Leute in der Schlange an.

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Neben Deutschland startete der Verkauf an diesem Freitag in 24 weiteren Ländern, darunter in Australien, Frankreich, Großbritannien und Mexiko. Das iPad 2 kostet abhängig von der Ausstattung zwischen 479 und 799 Euro. Das Vorgänger-Modell kam in den USA im März vergangenen Jahres auf den Markt, seit Mai ist es auch in Deutschland erhältlich. Medienberichten zufolge wurden weltweit bislang mehr als 15 Millionen Stück verkauft.

Das Gerät ermöglicht unter anderem die Wiedergabe von Videos und Musik und dient als Lesegerät für Bücher und Zeitungen. In der Medienbranche gelten Tablet-PCs als mögliche Nachfolger der gedruckten Zeitung. Zahlreiche Verlage bieten ihre Produkte bereits für das iPad an.

Apple als Triebfeder der Tablet-Computer

Der Konzern mit dem Apfel im Logo schaffte es vor einem Jahr, der bereits totgeglaubten Geräteklasse der Tablet-Computer neues Leben einzuhauchen. Rund 15 Millionen iPads wurden 2010 verkauft. Apples Marktanteil lag damit bei mehr als 90 Prozent – erste Konkurrenten wie Samsungs Galaxy Tab kamen erst spät auf den Markt. Dieses Jahr wird das iPad bei weitem nicht mehr allein auf dem Markt sein. Mehr als 80 Tablet-Modelle kündigten diverse Hersteller für die kommenden Monate an, die meisten davon laufen mit dem Google-Betriebssystem Android. Gegen diese Verfolger-Meute lässt Apple wie gehabt sechs iPad-Varianten antreten, zum Preis zwischen 429 und 799 Euro. Erste Kritiken fielen äußerst positiv für das iPad 2, die meisten Beobachter sind sich einig, dass zumindest in diesem Jahr Apple weiter an der Spitze bleiben wird. Was danach passiert, steht in den Sternen. So prophezeite Markt-Experte Sascha Pallenberg am Donnerstag, dass die Waagschale im kommenden Jahr kippen werde. „Ende 2012 werden Android-Tablets das iPad bezüglich der Marktanteile überholen“, sagte Pallenberg in Berlin – auf der Android-Entwicklerkonferenz Droidcon. Dafür werde allein schon die „schiere Masse“ der verschiedenen Hersteller mit Android-Tablets sorgen.

Tablet-Markt wächst rasant

Allerdings werden alle Android-Geräte nicht auf ein so üppiges Medien-Angebot inklusive aktueller Kinohits zugreifen können wie die Apple mit iTunes für das iPad bietet. Der Tablet-Markt wird jedenfalls rasant wachsen. Das Marktforschungsunternehmen Gartner prognostizierte bereits im vergangenen Herbst für dieses Jahr den Absatz von knapp 55 Millionen Tablets und fast doppelt so vielen im Jahr darauf. Wie auch immer es bei den Marktanteilen aussehen wird, Apple hat für das iPad noch eine viel größere Mission. Steve Jobs glaubt, damit die Vision einer „Post-PC-Ära“ verwirklichen zu können – die Zeit, in der neue Geräte wie Smartphones und Tablets den traditionellen Personal Computer immer mehr aus dem Alltag drängen. Marktforscher erkennen bereits erste Anzeichen dafür – so waren die Wachstumsraten bei den günstigen Mini-Notebooks zuletzt drastisch gebremst. Es ist auch ein Kurs, den Apple konsequent vorantreibt. In diesem Sommer kommen Elemente der iPad-Bedienung auch in das neue Mac-Betriebssystem OS X „Lion“. Nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan war zeitweise spekuliert worden, der internationale Start des zweiten iPad könnte wegen möglicher Engpässe bei elektronischen Bauteilen aufgeschoben werden. Apple hielt jedoch an der ursprünglichen Planung fest. Das iPad 2 kommt am Freitag in 25 Ländern in den Handel, vor allem in Europa. In Deutschland sollen die Geräte diesmal erst ab 17.00 Uhr in den Läden ausliegen. Online beginne der Verkauf aber schon ab 2.00 Uhr nachts, kündigte Apple an. Experten gehen davon aus, dass auch hierzulande die erste Lieferung des iPad 2 schnell ausverkauft sein wird.

Mehr Infos zu Preisen & Verfügbarkeit

Das iPad 2 mit Wi-Fi wird außer in Deutschland in Australien, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Kanada, Luxemburg, Mexiko, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Spanien, Schweden, Schweiz, Tschechien und Ungarn erhältlich sein. Und zwar ab dem 25. März zu einem günstigeren Preis als der Vorgänger, der noch 499 Euro kostete: 479 Euro inkl. MwSt. kostet jetzt das 16 GB-Modell, für 579 Euro inkl. MwSt. für das 32 GB-Modell und für 679 Euro inkl. MwSt. für das 64 GB-Modell erhältlich sein. iPad 2 mit WiFi + 3G wird für 599 Euro inkl. MwSt. für das 16 GB-Modell, für 699 Euro inkl. MwSt. für das 32 GB-Modell und für 799 Euro inkl. MwSt. für das 64 GB-Modell verfügbar sein. iPad 2 wird in Hongkong, Korea, Singapur und weiteren Ländern im April sowie in den kommenden Monaten weltweit in zusätzlichen Ländern erhältlich sein. Weitere internationale Verfügbarkeiten und Preise werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Die Konkurrenz schläft nicht

Der Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) will Mitte April seinen lang erwarteten iPad-Rivalen „Playbook“ in Nordamerika und Kanada auf den Markt bringen. Der Tablet-Computer soll über Einzelhändler und Mobilfunkanbieter verkauft werden, teilte der kanadische Konzern am Dienstag mit. Mit einem Mindestpreis von 499 Dollar liegt das Gerät mit dem berührungsempfindlichen Bildschirm in der gleichen Preiskategorie wie der Kassenschlager iPad.

Der US-Elektronikhändler Best Buy nimmt bereits Bestellungen an und will den Verkauf am 19. April starten. Hersteller RIM nannte selber kein Datum für den Verkaufsstart. Außer über Best Buy wird das „Playbook“ auch über die Konzerne Wal-Mart, Sears Canada und Radioshack sowie die US-Mobilfunkriesen AT&T und Verizon vertrieben.