Von einer Schließung wären rund 200 Mitarbeiter betroffen
Hamburg. Die Hamburger Tiefdruckerei Broschek und die für die Weiterverarbeitung ihrer Erzeugnisse zuständige Broschek Service GmbH stehen vor dem Aus. Für beide Firmen, die Töchter der vor der Insolvenz stehenden süddeutschen Schlott-Gruppe sind, hat sich bislang kein Käufer gefunden. Es gebe lediglich ein Angebot Grundstück und Gebäude ohne den laufenden Betrieb zu übernehmen, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Siegfried Beck am Freitag bei einer Betriebsversammlung in Hamburg. "Wir werden bis zur letzten Minute kämpfen. Ich will den Mitarbeitern aber nichts vormachen. Die Chancen für eine Lösung stehen äußerst gering", sagte Beck. Sollte bis zum 1. April, zu dem das Insolvenzverfahren eröffnet wird, kein Käufer gefunden werden, müsste Beck das Unternehmen stilllegen. Betroffen wären gut 200 Mitarbeiter.
Zwar soll noch in letzter Minute ein Investor Interesse an Broschek gezeigt haben. "Doch selbst die Belegschaft glaubt nicht mehr daran, dass jetzt noch jemand zugreifen wird", sagte der Betriebsratsvorsitzende Kai Schliemann dem Abendblatt. Bei der zweistündigen Betriebsversammlung hatten die Mitarbeiter den Vorstandsvorsitzenden von Schlott, Bernd Rose, scharf kritisiert. Er soll Aufträge von Hamburg in andere Unternehmen der Gruppe in Süddeutschland abgezogen haben. Jetzt fürchten die Beschäftigten, dass aus Geldmangel nicht einmal mehr die noch vorliegenden Aufträge während der Kündigungsfristen abgewickelt werden können.
Schon in den vergangenen zwei Jahren waren bei Broschek mehr als 100 Arbeitsplätze weggefallen. Die Beschäftigten hatten 2009 kürzere Arbeitszeiten vereinbart, auf Lohn verzichtet und 2010 weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld erhalten.
Jetzt hoffen sie zumindest auf die Einrichtung einer Qualifikationsgesellschaft, um die Betroffenen in neue Jobs zu führen. Ob das Unternehmen dafür aber die notwendigen Mittel von seiner Seite bereitstellen kann, scheint derzeit offen. "Wir setzen jetzt darauf, dass die Stadt einspringen kann", so der Betriebsratsvorsitzende Schliemann.
Klar ist: Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) hat sich bereits in das Verfahren eingeschaltet. "Wir sind mit dem Insolvenzverwalter und dem Betriebsrat in intensiven Gesprächen. Das Gleiche gilt auch für die Gründung einer Transfergesellschaft", sagte der Senator dem Abendblatt. Auch der vorläufige Insolvenzverwalter Beck will sich für den Fall der Schließung für öffentliche Mittel einsetzen.