Auf der Reisemesse in Berlin werben 180 Länder um neue Touristen. Und die arabischen Länder hoffen, keine Besucher zu verlieren.

Berlin. Wer die neuesten Ziele und Trends rund um den Urlaub sucht, für den ist die weltgrößte Reisemesse ITB in Berlin eine Fundgrube. In Aserbeidschans Hauptstadt Baku werden fünf neue Hotels gebaut, im polnischen Kattowitz kann man im kleinsten Buch der Welt lesen und auf der Seidenstraße sollen nun Souvenirs gehandelt werden - all das erfährt der Besucher. Vom 9. bis 13. März präsentieren mehr als 11000 Aussteller aus 180 Ländern ihre Angebote. Für die Branche ist die weltgrößte Reisemesse Forum und Konjunkturbarometer. Ausgebucht ist die Leistungsschau seit Jahren, in diesem Jahr haben sich die Gewichte aber verschoben, wie ITB-Direktor Martin Buck berichtet. Asiatische und osteuropäische Länder seien stärker vertreten, ebenso einzelne Länder des Mittleren Ostens, auch Ägypten.

Die Messe ist nach Bucks Ansicht eine Chance für das Land am Nil, nach der Revolution wieder Lust auf seine Pyramiden und Strände zu machen. „Die touristische Verwaltung war in ihrer Funktionsfähgikeit nicht gestört“, sagt der Messemanager. „Wir gehen davon aus, dass Ägypten ähnlich wie Tunesien schnell wieder in vollem Umfang auf der touristischen Landkarte erscheint.“ Im nächsten Jahr soll Ägypten Partnerland der ITB werden. Doch zunächst ist Polen dran. Das Nachbarland gibt vor seiner EU-Ratspräsidentschaft und der Fußball-Europameisterschaft 2011 auf der ITB den Startschuss zu einer groß angelegten Werbeaktion. 4,5 Millionen Bundesbürger haben im vergangenen Jahr in Polen Urlaub gemacht – jeder dritte ausländische Gast an Warthe und Weichsel. Viele von ihnen sind Stammkunden, wie der Direktor des Polnischen Fremdenverkehrsamtes in Berlin, Jan Wawrzyniak, sagt. Nun wirbt das Land um neue Zielgruppen.

„Wir werden uns als junges und modernes Land präsentieren.“ Erwartet werden an den fünf Messetagen rund 170000 Besucher, darunter 100000 Fachleute, für die die ersten drei Tage reserviert sind. Im Kongressprogramm diskutieren sie über Osteuropas Hotelmärkte, Trends bei Geschäftsreisen, die Unterkünfte der Zukunft und als Topthema über nachhaltigen Tourismus. Urlaub mit gutem sozialen und ökologischen Gewissen zu machen, wird laut Messe für eine wachsende Zahl von Kunden immer wichtiger. Auf der Agenda stehen Fragenkomplexe wie Menschenrechte und Tourismus, aber auch Themen wie praktische Neuerungen, beispielsweise sonnenenergie-betriebene Taxis, oder die Nutzung von Solarzellen auf Flugzeugflügen. Am Wochenende 12./13. März öffnet die ITB für Jedermann, die Geschäftsatmosphäre vertreibt ein kräftiger Schuss Folklore. Flamenco-Tänzer, mexikanische Mariachi-Musiker, japanische Trommler - wer in Ruhe Kataloge wälzen will, wird es in den Hallen zeitweise schwer haben. Nervenkitzel versprechen Attraktionen wie Eisklettern und Snowboardfahren, Roulette und Rennen mit ferngesteuerten Autos. Dazu gibt es zahllose Gewinnspiele.

Großen Andrang versprechen sich die Veranstalter in der eTravel World, wo auch neue Anwendungen für internetfähige Handys zu erproben sind. „Wir spüren in zunehmendem Maß, wie das Smartphone unser Leben verändert“, meint ITB-Projektleiter David Ruetz. Auf dem Handy ist immer der richtige Stadtplan-Ausschnitt zu sehen, es kann an Museen und Sehenswürdigkeiten in der Nähe erinnern oder für Wanderer die komplette Reiseplanung übernehmen. „Wer einmal mit dem Papierstadtplan durch Paris oder Amsterdam gelaufen ist, weiß was das bedeutet.“ (dpa/abendblatt.de)

Ohne Planung keine Reise - die Kolumne von Uwe Bahn

Bald beginnt in Berlin die ITB, die größte Reisemesse der Welt. ITB ist nicht die Abkürzung für "Ich trage Blastiktüten", sondern für "Internationale Tourismus-Börse". Wer sich zwischen den 11 127 Ausstellern einfach treiben lässt, der ist verloren. Der landet am Stand von Aschaffenburg, obwohl er nach Aruba wollte. Besonders internationale Gäste können in der Informationsflut untergehen. So mancher Amerikaner irrt verzweifelt über die ITB. Zu seiner Info: Die DDR hat bereits seit 1989 keinen eigenen Messe-Auftritt mehr.

Ich gehe systematisch vor, habe stets einen genauen Plan. Und ich weihe Sie hiermit in meine Reise-Rallye auf der ITB ein: Gleich am ersten Messetag habe ich um 10 Uhr einen Termin bei der Deutschen Bahn in Halle 12. Ich werde dort aber erst eine Stunde später eintreffen. Damit die mal erleben, wie das ist. Danach besuche ich ein paar Autovermieter in Halle 9. Wir haben nämlich bald Klassentreffen. Und da muss ich wissen, was ein Lamborghini fürs Wochenende kostet.

In Halle 2 gehe ich ganz kurz zu den Griechen, frage nach, ob es ihnen besser geht. Und als Kontrast nach Norwegen in Halle 18. Vielleicht geben sie mir ja ein kleines Bier aus. Da hätte ich 14 Euro gespart. Pflichtstation ist natürlich die Volksrepublik China in Halle 26. Leider ist dort der Internetempfang nicht immer optimal. Äußerst spannend und ein sozialer Brennpunkt ist die Halle 8. Es ist die Heimat von Nordrhein-Westfalen. Mit ein bisschen Glück kommt es schon nach wenigen Minuten zu Handgreiflichkeiten zwischen Köln und Düsseldorf.

Deutlich ruhiger ist es am Stand von Bodenseetourismus in Halle 6.2 b. Ich werde mir ein Prospekt der Insel Mainau holen. Schließlich will man ja auch wissen, wohin man in 30 Jahren in den Urlaub fährt. Als Fußballfan gehe ich natürlich auch an den Bremer Stand in Halle 6.2. Und ich werde mal ganz vorsichtig nachfragen: Gibt es bereits eine Städtepartnerschaft mit Cottbus, Fürth oder Paderborn?

Als erfahrener ITB-Besucher weiß ich: Messeluft macht müde. Abhilfe schafft ein Gang in Halle 3.1 nach Jamaika. Dort dreimal kräftig durchatmen, dann bin ich für den Rest des Tages wieder gut drauf. Für einen Wassermann ein absolutes Muss ist die jährliche Präsentation der neuen Kreuzfahrtstudie. Da holen sich die Reedereien wieder blaue Flecken. Vom Schenkelklopfen über das zweistellige Wachstum. Wenn das so weitergeht, dann wird bald selbst ein Tretbootverleih zum Millionengeschäft.

Aber auch die Abendveranstaltungen gilt es gut zu planen. Auf die TUI-Party freue ich mich sehr. Sollte ich zu ihm vordringen, werde ich TUI-Boss Michael Frenzel persönlich zur 75-jährigen Dienstzugehörigkeit gratulieren. Die Hälfte hat er geschafft! Danach stelle ich mich ans Buffet und warte auf andere Reisejournalisten.

Herrje, die ITB wird wirklich anstrengend. Vielleicht sollte ich alles doch ganz anders planen: Ich bleibe die ganze Zeit in Hamburg (Halle 6). Das ist sowieso der schönste Stand, da kenne ich die meisten Leute, da bin ich zu Hause.