Konsortium Albert Ballin und TUI entscheiden bis Dienstag
Hamburg. Die Entscheidung über den Termin für einen Börsengang von Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd wird Anfang kommender Woche fallen. Die Eigentümer, das Konsortium Albert Ballin und der Reisekonzern TUI, wollen sich darüber bis Montagabend einigen. "Wenn bis Dienstag kein Beschluss über einen Termin fällt, dürfte der Börsengang erst Ende Mai/Anfang Juni möglich sein", hieß es am Freitag aus dem Umfeld des Konsortiums. Hintergrund für die Vorsicht ist die Lage in Japan. Nur für den Fall, dass sich die Situation an den Atomkraftwerken entspannt und sich die weltweiten Börsen stabilisieren, sollen die Hapag-Lloyd-Aktien noch wenige Tage vor Ostern angeboten werden. Vor den Katastrophen in Japan galten der 15. April oder einige Tage später als Termin.
Bei einem Treffen zwischen Vertretern von TUI und Vertretern des Konsortiums am Donnerstag war der Entscheid über einen Termin wegen der unübersichtlichen Lage in Japan verschoben worden. "Das war richtig", sagte Oliver Drebing, Analyst bei Alster Research, dem Abendblatt. Der Börsengang sei "hochprofessionell" vorbereitet, die Lage an den Kapitalmärkten wegen der Krise in Japan aber vollkommen unsicher. Drebing geht davon aus, dass der Börsengang nicht mehr vor Ostern stattfinden wird. "Selbst wenn sich über das Wochenende die Lage in Japan stabilisieren sollte, erwartet ich keine starke Entlastung bei den Kursen", so der Analyst. Das Konsortium, an dem die Stadt Hamburg und der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne die größten Anteile halten, und die TUI gehen aber davon aus, dass sich nur bei einer das Aktien-Angebot etwa dreifach übersteigenden Nachfrage ein guter Preis für Aktien erzielt lässt. "Wir werden die möglichen Auswirkungen der Ereignisse in Japan auf einen Börsengang bewerten und dann entscheiden", so TUI-Sprecher Robin Zimmermann.
Geplant ist derzeit, mindestens 30 Prozent der Anteile ausschließlich aus dem Besitz der TUI an die Börse zu bringen. Gleichzeitig wird aber auch nach einem Großinvestor möglicherweise aus Hamburg gesucht.
Mit der Vorlage des Geschäftsberichts über 176 Seiten hat Hapag-Lloyd am Freitag eine weitere Voraussetzung für den Börsengang erfüllt. Der Bericht dient Interessenten als Informationsgrundlage. Nach der Platzierung von zwei Anleihen 2010 geht Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt davon aus, dass "unser Geschäftsmodell als reines Container-Linienschifffahrtsunternehmen von den Kapitalmärkten als attraktiv angesehen wird", wie er im Vorwort des Berichts schreibt.
2010 war das bislang erfolgreichste Jahr für die Reederei. Nachdem sie 2009 einen Verlust von 603 Millionen Euro einfuhr, wurden 2010 operativ 583 Millionen Euro verdient. Der Umsatz stieg um 39 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Für 2011 rechnet Hapag-Lloyd damit, dass die Kosten stärker steigen als der Umsatz. Zudem dürfte das Ergebnis von einem "überdurchschnittlichen Anstieg der Transportaufwendungen" beeinflusst werden. Allerdings erwartet die Reederei für 2011 und 2012 einen steigenden Containertransport von sieben Prozent. Damit dürfte das Ergebnis für 2011 erneut positiv sein. Auch mittelfristig ist die Reederei optimistisch. Sollte sich die positive Geschäftsentwicklung fortsetzen, geht Hapag-Lloyd auch für 2012 von profitablem Wachstum aus.