Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Mitarbeiter der Großbank wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung - unter anderem in Hamburg und Hannover.
Düsseldorf. Die Ermittlungen gegen die Schweizer Großbank Credit Suisse (CS) ziehen immer weitere Kreise. Vier zusätzliche Mitarbeiter sind wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. „Unsere Ermittlungen haben sich ausgeweitet“, sagte der Düsseldorfer Oberstaatsanwalt Ralf Möllmann am Mittwoch. „Vier weitere Mitarbeiter der Credit Suisse sind zu Beschuldigten geworden.“ Die neuen Verdachtsmomente gegen Mitarbeiter des Instituts seien Ergebnis der bisherigen Ermittlungen. „Den Verdächtigen wird vorgeworfen, als Repräsentanten für die grenzüberschreitende Kundenbetreuung der Credit Suisse Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben“, sagte Möllmann.
Die Anklagebehörde hatte die Untersuchungen eingeleitet, nachdem das Land Nordrhein-Westfalen 2010 eine CD mit Daten mutmaßlicher Steuersünder gekauft hatte. Später waren den Ermittlern ihren Angaben zufolge weitere Informationen zugespielt worden.
Am Dienstag seien Beamte zu Razzien in Hamburg, Hannover, Köln, Frankfurt und an „zwei kleineren Orten“ ausgerückt, sagte Möllmann weiter. Ziel der Durchsuchungen seien Privaträume und Büros der vier Mitarbeiter gewesen. Sie stünden unter dem Verdacht, als Repräsentanten für die grenzüberschreitende Kundenbetreuung der Bank Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittele nun gegen insgesamt acht Angestellte der Schweizer Bank, sagte er. Von Credit Suisse war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Aktien der Großbank notierten am Morgen unverändert.
Die Ermittler untersuchen seit Monaten verdächtige „Cross-Border-Geschäfte“ der Credite Suisse. Insgesamt wird gegen neun Beschuldigte ermittelt – acht aktuelle und einen ehemaligen Mitarbeiter der Credit Suisse. Um dem Verdacht nachzugehen, hatten die Ermittler im vergangenen Sommer 1500 Kunden der Bank befragt. Den Ermittlern waren nachträglich auch vertrauliche Unterlagen zugespielt worden. Sie legten den Verdacht nahe, dass Lebensversicherungen auf den Bermudas genutzt wurden, um darin unversteuertes Geld zu verstecken und so einen ordnungsgemäßen Anschein zu erwecken. Bereits im Juli vergangenen Jahres hatten 150 Ermittler sämtliche deutschen Credit-Suisse-Filialen durchsucht.
Eine Einstellung des aktuellen Verfahrens gegen Geldzahlungen stehe nicht zur Debatte, unterstrich der Staatsanwalt. „Wir sind mitten in den Ermittlungen“, betonte er. Mit solchen Zahlungen hatte die Liechtensteiner Fürstenbank LGT ein Ende von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum erreicht. Gegen die LGT und Mitarbeiter waren im vergangenen Dezember Bußgeldbescheide und Geldauflagen von rund 50 Millionen Euro erlassen worden. Ausgelöst worden war das Verfahren gegen die LGT dadurch, dass ein Informant dem deutschen Fiskus eine CD mit LGT-Daten verkauft hatte. Hunderte Kunden flogen als Steuersünder auf.
Der frühere Deutsche Post-Chef Klaus Zumwinkel war schon im Januar 2009 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Zumwinkel hatte am Fiskus vorbei Millionen in einer von der LGT verwalteten Stiftung angelegt. Mitarbeiter der Großbank geraten indes nicht nur in Deutschland unter Druck. In den USA sei ein Beschäftigter der CS festgenommen worden, hatte es am Dienstag in US-Justizkreisen geheißen. Nach einem Zeitungsbericht wird ihm Verschwörung und Betrug vorgeworfen. (rtr/dpa)