Libyen ist der fünftwichtigste Lieferant von Rohöl für Deutschland. Die Krise gefährdet die Ölversorgung und lässt den Preis explodieren.

London/Hamburg. Die Libyen-Krise lässt den Ölpreis explodieren und bedroht auch die Ölversorgung Deutschlands. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der für Europa wichtigsten Sorte Brent stieg in London am Dienstag auf 107 Dollar, den höchsten Preis seit mindestens zweieinhalb Jahren. In Singapur kletterte der Preis für ein Barrel der wichtigsten US-Sorte um fast 8 auf 94 Dollar. Libyen ist der fünftwichtigste Lieferant von Rohöl für Deutschland. 2010 flossen 6,6 Millionen Tonnen aus Libyen in die Bundesrepublik. Größter Lieferant war Russland mit über 35 Millionen Tonnen. Libyen ist einer der größten Erdölproduzenten der Welt und hat mit 5,7 Milliarden Tonnen die größten nachgewiesenen Reserven in ganz Afrika. Es steht weltweit auf dem neunten Platz der Rangliste der Ölreserven.

Die Aktienmärkte weltweit reagierten mit Sorge auf den möglichen Machtwechsel in Tripolis: Der deutsche Aktienindex DAX fiel zeitweise deutlich, erholte sich aber gegen Mittag. Der japanische Nikkeiindex brach fast 1,8 Prozent ein, der Hang Seng in Hongkong um mehr als 2 Prozent. Besorgte Anleger flüchteten ins Gold, das 1,4 Prozent teurer wurde.

Libysches Öl gilt es sehr hochwertig, viel davon wird nach Europa exportiert. Libyen exportiert etwa eine Million Barrel pro Tag. Ausländische Ölfirmen haben wegen der politischen Unruhen bereits Personal evakuiert. Auch deutsche Öl- und Gasfirmen wie DEA oder Wintershall sind in dem Mittelmeerland aktiv. (dapd)