Drei Weltrekorde stellen zwei Deutsche im Elektroauto auf
Sydney/Essen. Bei 50 Grad im Schatten hat Dirk Gion sich den Sonnenbrand seines Lebens geholt. Drei Tage später musste er sich bei einer Nachtfahrt und Temperaturen knapp über null in alle seine Pullis plus Schlafsack wickeln. Der Dortmunder Extremsportler ist zusammen mit Stefan Simmerer in einem offenen Elektroauto 19 Tage lang von Albany bis Sydney quer durch Südaustralien gefahren - mit einem mobilen Windrad als Energielieferanten. Und ist darauf "mächtig stolz".
Einen Elektroantrieb mit mobiler Windkraft zum Laden der Batterien zu verknüpfen ist neu - und für die beiden Männer ein wahrer Kraftakt. Muskelkraft ist am Abend nach der Fahrt beim Aufstellen der 50 Kilogramm schweren Windanlage mit Rotor und einem sechs Meter hohen Bambusmast auf Felsen oder Sand gefordert. Transportiert wurde der auseinandergenommene Mast im Fußraum des 3,50 Meter langen Elektroautos, der Rotor unter den Sitzen. Ab und an sorgte ein Lenkdrachen für Zusatzvortrieb. Gut 400 Kilometer mit einer Batterieladung schaffte der Elektroflitzer. Danach standen zehn bis zwölf Stunden Ladezeit an.
Gion und Simmerer stellten mit der 4800-Kilometer-Pionierfahrt mit durchschnittlich 50 Stundenkilometern drei Weltrekorde auf: die erste Kontinentaldurchquerung eines mit Wind angetriebenen Fahrzeugs, die längste nur mit Windkraft zurückgelegte Gesamtstrecke sowie die höchste, nur mit Windkraft an Land gefahrene Kilometerleistung innerhalb von 36 Stunden. Innerhalb von 24 Stunden war der Bestwert 493 Kilometer.
"Es geht auch ohne Stromnetz und Benzin - das wollten wir beweisen", sagt Gion. Ganz geglückt ist der Beweis nicht: Für etwa 2100 Kilometer mussten die Abenteurer die Batterien des Elektroautos doch an Steckdosen laden. Die gänzlich CO2-freie Durchquerung des Kontinents klappte daher nicht. Die "Spritkosten" beliefen sich aber auf lediglich zehn Euro. "Man kann den Wind hervorragend nutzen", sagt Gion. "Die Elektroautos müssen weiterentwickelt und leichter werden. Dann wäre das zum Beispiel in Norddeutschland auch etwas für den Alltag."