Förderung, Netzwerke und der richtige Lebenspartner sind für die Karriere wichtig, sagt Juliane Kutter, Vorstand von Euler Hermes

Hamburg. Sie hat es geschafft. Schon vor mehr als 20 Jahren wurde die Juristin Juliane Kutter Führungskraft beim Versicherungskonzern Allianz. Heute ist sie Vorstandsmitglied vom Kreditversicherer Euler Hermes in Hamburg, an dem die Allianz beteiligt ist. Das Abendblatt sprach mit der Managerin über Karriere, Männer und Frauen. Ihr Fazit: Eine Quote allein hilft nicht, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen.

Hamburger Abendblatt:

Frau Kutter, Sie sind seit 1999 Vorstandsmitglied von Euler Hermes und waren davor in der Geschäftsführung der Allianz-Zweigniederlassung für Norddeutschland. Wenn Sie zurückblicken: War es früher schwieriger oder anders, Karriere zu machen, als heute?

Juliane Kutter:

Nein, es kam damals und es kommt auch heute darauf an, auf die richtigen Menschen zu treffen, für die es selbstverständlich ist, dass Frauen nicht weniger können als Männer. In dieser Hinsicht hatte ich immer Glück.

Würde eine Frauenquote den vielen bestens ausgebildeten Universitätsabsolventinnen bei der Karriere helfen?

Kutter:

Ja und nein. Natürlich wäre eine Quote eine gute Methode, um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Andererseits brauchen Unternehmen die besten Mitarbeiter. Ob es dann ein Mann oder eine Frau wird, muss die Qualifikation entscheiden.

Wenn man sich heute die Struktur der großen Unternehmen anschaut, drängt sich der Eindruck auf, dass die Wirtschaft zu wenig für ihren weiblichen Führungsnachwuchs tut.

Kutter:

Ich kann nur für Euler Hermes sprechen. Und wir haben viele Angebote. So haben wir zum Beispiel ein Frauennetzwerk ins Leben gerufen, in dem sich engagierte Frauen austauschen können, wir haben ein Mentorenprogramm - für Frauen, aber natürlich auch für Männer. Jede Führungskraft führt einmal im Jahr ein Potenzialgespräch, anhand dessen entschieden wird, wie der Mitarbeiter weiter gefördert wird. Zudem arbeiten wir mit dem Familienservice zusammen, der schnell einspringt, wenn es mit der Kinderbetreuung mal klemmt. Unser gesamter Maßnahmenkatalog hat dazu geführt, dass die Anzahl der Frauen in Führungspositionen stetig zunimmt, von etwa 40 Prozent auf der untersten Führungsebene bis zu 20 Prozent im Vorstand.

Was muss eine Frau tun, die beruflich an die Spitze kommen will?

Kutter:

Sie muss immer "Ja" sagen, wenn ihr eine neue Chance geboten wird, auch wenn es in eine völlig andere Richtung geht. Mit einem Leben streng nach dem Karriereplan kommt man oft nämlich nicht weit. Zudem muss sie den richtigen Mann heiraten.

Wie bitte?

Kutter:

Was ich damit sagen will, ist, dass die meisten Männer, die Karriere machen, eine Frau hinter sich haben. Auch Frauen, die in Führungspositionen kommen, müssen einen Mann haben, der dies mitträgt und nicht behindert. Denn jeder, der etwa beruflich in eine neue Rolle kommt, braucht Unterstützung, egal ob Frau oder Mann.

Ihr Mann hat Sie also schon vor mehr als 20 Jahren in Ihren beruflichen Wünschen unterstützt?

Kutter:

Ja, und das war nicht immer einfach. Wir haben wegen beruflicher Veränderungen zum Beispiel 13 Jahre lang eine Wochenendbeziehung geführt. Aber es geht nicht nur um die Unterstützung durch den Partner, die unabdingbar ist. Wir brauchen in der Gesellschaft einen Veränderungsprozess. Die Tatsache, dass Frauen in Führungspositionen streben, muss gesellschaftlich anerkannt und als selbstverständlich betrachtet werden.

Wie war es für Sie persönlich, in den 1980er- und 90er-Jahren eine der wenigen weiblichen Führungskräfte bei der Allianz zu sein?

Kutter:

Wir hatten schon einige Frauen in Führungspositionen. Aber eine Herausforderung war, dass man bei Frauen noch etwas mehr hingeschaut hat als bei Männern. Mir war klar, dass ich meine Aufgabe gut machen musste. Denn wenn ich gescheitert wäre, hätte dies dem Thema Frauen in Führungspositionen geschadet.