Präsident Hundt hält ein Plus von fünf bis sieben Prozent für illusionär. VW legt Angebot vor. 2010 stiegen Gehälter um 1,6 Prozent

Berlin. Kurz vor Beginn der Tarifverhandlungen in wichtigen Branchen hat Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt vor zu kräftigen Lohnerhöhungen gewarnt. "Wir dürfen nicht überziehen", sagte er am Freitag in Berlin. Die Forderungen der Gewerkschaften von fünf bis sieben Prozent für die Beschäftigten in der Textil- und Bekleidungsindustrie, der Versicherungswirtschaft und in der chemischen Industrie "kommen aus dem Wolkenkuckucksheim und sind illusionär", fügte Hundt hinzu.

In den Tarifverhandlungen für die rund 100 000 VW-Beschäftigten in Deutschland verlangt die IG Metall einen Aufschlag von sechs Prozent. Der Autobauer schlug am Freitag vor, die Löhne um 2,9 Prozent anzuheben. Zusätzlich ist eine Einmalzahlung von 300 Euro geplant. Damit hat das Angebot ein Volumen von dreieinhalb Prozent.

Hundt sagte, weder die wirtschaftlichen Prognosen für 2011 noch die mittelfristigen Perspektiven oder die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre rechtfertigten Forderungen von fünf bis sieben Prozent. Gleichwohl betonte er: "Wir wollen, dass die Arbeitnehmer von der verbesserten Lage profitieren." So sei der Bahnabschluss von 1,8 und 2,0 Prozent für fast zweieinhalb Jahre plus Einmalzahlungen vernünftig.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, betrug der Anstieg der Tarifverdienste 2010 gegenüber dem Vorjahr 1,6 Prozent. 2009 hätten die Tariferhöhungen im Jahresdurchschnitt 2,8 Prozent betragen. Grund für den geringeren Anstieg ist den Statistikern zufolge, dass Gewerkschaften und Arbeitgeber in vielen Tarifabschlüssen Erhöhungen für mehrere Jahre, sogenannte Stufenerhöhungen, vereinbaren. Auch die meisten der 2009 in Kraft getretenen Tariferhöhungen seien schon 2008 - also noch vor der Wirtschaftskrise - beschlossen worden. Demgegenüber beruhten die 2010 in Kraft getretenen Tarifsteigerungen auf Verträgen, die mitten in der Krise verhandelt worden seien. In dieser Phase habe die Beschäftigungssicherung im Vordergrund gestanden.