Junge Unternehmer müssen mutig, durchsetzungsstark und kreativ sein. Das beweisen nicht nur die 50 größten deutschen Innovationen der Geschichte.

An Ideen hat es Michael Preißel schon als Kind nicht gemangelt. Mal hilft er alten Leuten beim Umgraben ihrer Gärten, mal sammelt er Altstoffe, um sie dann zu verkaufen. „Taschengeld brauchte ich eigentlich nie“, erinnert sich der 37-Jährige, der im brandenburgischen Britz aufwuchs. Nach dem Abitur verkauft der Jungunternehmer als selbstständiger Immobilienmakler Häuser, um sich dann doch für einen „ordentlichen Beruf“ zu entscheiden. Während seiner Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei einer kleinen Solarfirma kommt er erstmals mit erneuerbaren Energien in Berührung, die Mitte der 90er Jahre noch ganz am Anfang stehen. „Wir hockten zu viert auf 30 Quadratmetern, da musste jeder ran.“ Schnell erkennt der junge Mann, welch großes Potenzial in der Branche steckt.

Fünf Jahre lang sammelt er noch Erfahrungen im Vertrieb, lernt Kunden und Produzenten kennen. 2002 folgt der Sprung ins kalte Wasser: Preißel gründet die mp-tec, die zunächst Photovoltaikanlagen vertreibt und schließlich auch Montagesysteme für Solarmodule entwickelt und produziert. Heute beschäftigt der mit zahlreichen Innovations- und Gründerpreisen ausgezeichnete Mittelständler 75 Mitarbeiter und setzt 85 Millionen Euro im Jahr um. „Wichtigster Erfolgsfaktor ist ein hervorragendes Team. Allein ist man nichts“, sagt Preißel. Nach dem erfolgreichen Aufbau muss er bald die zweite große Herausforderung meistern. Seit der Kürzung der staatlichen Förderung gerät die Branche massiv unter Druck.

Erfahrungen als Gründer und Unternehmer haben viele der „Top 40 unter 40“ schon früh gesammelt. Berlins oberster Wirtschaftsförderer René Gurka vertrieb während des Jurastudiums mit seinem Bruder Handys. Rolf Elgeti, Vorstandsvorsitzender der TAG Immobilien AG, baute mit 27 mehrere Immobilienfirmen auf. Philipp Freise, heute Leiter des europäischen Medienteams bei der Investmentfirma KKR, hatte zuvor selbst eine Beteiligungsgesellschaft gegründet. Und Moritz Lehmkuhl ist seit seinem 30. Lebensjahr als Unternehmer in Sachen Klimaschutz unterwegs.

Auch Inga Koster (32) und ihre Kommilitonen Marco Knauf (33) und Nicolas Lecloux (29) überlegen nicht lange, als sie von einem Auslandssemester in Schottland eine gute Idee mitbringen: Smoothies – Getränke aus pürierten Früchten. Gut fünf Millionen Euro setzt das Trio heute damit um und beschäftigt in Bonn 19 Mitarbeiter. Die mit dem Deutschen Gründerpreis ausgezeichnete True Fruits GmbH schaffte es binnen weniger Jahre, sich als Mittelständler zu etablieren. Smoothies stehen heute nicht mehr nur in Feinkostläden, sondern auch in den Regalen diverser Supermärkte. Es sah zunächst nicht danach aus, dass dies tatsächlich gelingen könnte. Zu teure Rohstoffe, zu kurze Haltbarkeit, zu hoher Endpreis – waren sich Kritiker einig. Wenig ermutigend für junge Leute mit Visionen. „Anfangs gab es wöchentlich neue Hürden. Da kann es schon mal passieren, dass man nach einem Rückschlag den Mut verliert“, sagt Inga Koster. Doch im Dreierteam sei immer einer gewesen, der eine Lösung parat hatte und den anderen Mut machte. Unermüdliches Vorsprechen bei Abfüllern und Händlern sowie ein paar gute Kontakte führten schließlich zum Erfolg.

2011 folgt die nächste Hürde: Dann müssen die Jungunternehmer einmal mehr die Händler von ihren jüngsten Innovationen überzeugen: den Fruchtchips „Crisps“ sowie dem deutschlandweit ersten unpasteurisierten Saft mit einer Haltbarkeit von acht Tagen.

Mit einer Erfolg versprechenden Idee setzen sich junge Gründer selbst in Krisenzeiten durch. Dirk Graber hatte BWL studiert und gut zwei Jahre als Unternehmensberater Erfahrungen gesammelt, als er Ende 2007 die Mister Spex GmbH gründete. „Die Finanzierungsrunden waren allerdings viel langwieriger als ich zunächst dachte“, sagt der 33-Jährige. Von seiner Idee, Brillen und Kontaktlinsen via Internet zu verkaufen, konnte er dennoch zunächst Business Angels und schließlich auch Beteiligungsfirmen überzeugen. „Mit Korrekturbrillen haben wir im Online-Handel ein neues Segment besetzt, verkaufen zudem ein Produkt, das der Kunde braucht und für das wir nicht erst den Bedarf wecken müssen“, sagt Graber. Argumente, die zogen. Über zehn Millionen Euro haben die 60 festen Mitarbeiter 2010 umgesetzt, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Neben der internationalen Expansion will der Hallenser jetzt die virtuelle Anprobe dank Webcam so verbessern, dass der Kunde online eine genauere Vorauswahl treffen kann, bevor Mister Spex die Wunschmodelle verschickt.

In der Gründerszene gehört Lars Hinrichs (Hier im Interview) mit seinen erst 34 Jahren schon zu den alten Hasen. Bereits vier Firmen hat der Hamburger Unternehmer an den Start gebracht. Aus der Nummer eins, dem Online-Magazin für Politik und Neue Medien Politik digital, zog er sich 2001 zurück, um dann mit 23 eine PR-Agentur für neue Internet-Firmen aufzubauen. Nach nur zwei Jahren kam mit dem Ende des New-Economy-Booms das Aus. „Die Insolvenz war nur logisch. Nachdem ich 120 Managementfehler aufgeschrieben hatte, habe ich aufgehört“, sagt Hinrichs. Bei Firma Nummer drei, dem Internet-Netzwerk für Privat- und Business-Kontakte Xing, fiel die Bilanz schon besser aus. „Auf meiner Liste standen immerhin nur 64 Minus-, aber auch 64 Pluspunkte.“ Auf der Habenseite des umtriebigen Internet-Experten steht ein sicheres Gespür für neue Märkte im World Wide Web.

Der Xing-Verkauf an Burda soll Lars Hinrichs 48 Millionen Euro eingebracht haben. Das Gründen kann der Enkel einer Hamburger Bäckerdynastie trotzdem nicht lassen. Seit vergangenem Jahr investiert Hinrichs mit Firma Nummer vier, der HackFwd (sprich Hack Forward) GmbH, in Europas beste Programmierer – damit diese ihre Ideen umsetzen können. Die Existenzgründer müssen dafür 30 Prozent ihrer Anteile an Hinrichs HackFwd abgeben.

Quelle: Welt Online