Die feindliche Übernahme von Hochtief rückt näher. Der spanische Baukonzern ACS hat sich bereits über 30 Prozent der Aktien gesichert.

Madrid. Der spanische Bauriese ACS ist der geplanten feindliche Übernahme des größten deutschen Baukonzerns Hochtief einen großen Schritt näher gekommen. Mit seinem Kaufangebot konnte das Unternehmen des Real-Madrid-Präsidenten Florentino Perez inzwischen seinen Anteil an Hochtief auf mehr als 30 Prozent aufstocken. Damit können die Spanier in Zukunft weitere Hochtief-Aktien zukaufen, ohne den Aktionären des Essener Traditionsunternehmens ein teueres Pflichtangebot zu machen. Nach früheren Angaben plant ACS seinen Anteil an Hochtief möglichst noch bis zum Jahresende auf über 50 Prozent aufzustocken.

Der Bauriese aus Madrid teilte am Dienstag mit, sein Umtauschangebot sei bis zum Ende der Annahmefrist am 29. Dezember für insgesamt knapp 2,4 Millionen Hochtief-Aktien angenommen worden. ACS kontrolliert damit jetzt nach eigenen Angaben 30,34 Prozent der Hochtief-Papiere. Hochtief wollte den Ausgang des Übernahmeangebots zunächst nicht kommentieren. Ein Unternehmenssprecher wies lediglich darauf hin, dass wegen gesetzlicher Fristen erst Ende Januar endgültig Klarheit über die künftige Beteiligung von ACS am Essener Konzern bestehen werde.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) geht davon aus, dass Hochtief nun nur noch geringe Aussichten hat, seine Unabhängigkeit zu verteidigen. Auch die Arbeitnehmer bei Hochtief stellen sich inzwischen offenbar auf eine Machtübernahme durch die Spanier ein. Das „Handelsblatt“ zitierte Betriebsratschef Siegfried Müller mit den Worten: „Wir werden jetzt im Laufe der nächsten Wochen den Gesprächsfaden wohl aufnehmen müssen.“ Als Voraussetzung für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat und ACS forderte Müller aber einen „rechtsverbindlichen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016“. Dies wäre weit mehr als ACS in einer Vereinbarung mit der Gewerkschaft IG BAU bislang zugebilligt hat.

Weitere wichtige Weichenstellungen zur künftigen Machtverteilung beim Essener Konzern könnten bereits auf der Hauptversammlung von Hochtief am 12. Mai fallen. Denn schon eine geringfügige weitere Aufstockung des eigenen Aktienpakets dürfte den Spaniern nun reichen, um über eine Hauptversammlungsmehrheit zu verfügen. Schließlich sind auf den deutschen Hauptversammlungen meist nur rund 60 Prozent des Aktienkapitals vertreten. Mit der Mehrheit auf der Hauptversammlung könnte ACS den Aufsichtsrat von Hochtief weitgehend nach seinen Wünschen neu besetzen und damit im nächsten Schritt auch Einfluss auf die Zusammensetzung des bislang widerspenstigen Konzernvorstands nehmen.

ACS hatte wiederholt beteuert, Hochtief solle auch nach der Übernahme als selbstständiges, börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in Essen erhalten bleiben. Man plane weder eine Zerschlagung des Konzerns noch einen Beherrschungsvertrag. Auch ein Personalabbau in Deutschland werde nicht angestrebt. Bei Hochtief stoßen diese Ankündigungen allerdings auf großes Misstrauen. Vorstand und Aufsichtsrat warnten erst kürzlich, es handele sich dabei um rechtlich unverbindliche Absichtserklärungen.

An der Börse konnten weder die Aktien von Hochtief noch die von ACS von der jüngsten Entwicklung profitieren. Beide verloren bis zum frühen Nachmittag gegen den Börsentrend leicht an Wert.