Lissabon/Hamburg. Nach den milliardenschweren Rettungszusagen für Irland hat Portugal beteuert, keine Finanzhilfen zu benötigen. Portugal sei nicht Irland, sein Land brauche "keinerlei Hilfe", sagte Regierungschef José Socrates in Lissabon. Das Staatsdefizit in Portugal liegt derzeit bei 7,3 Prozent der Wirtschaftsleistung - das in Irland bei 32 Prozent. An den Finanzmärkten hieß es dennoch, es sei nur eine Frage der Zeit, bis Portugal und Spanien zunehmend ins Kreuzfeuer der Anleger geraten würden.
Wegen des Antrags auf die Hilfen kam es gestern zum heftigen Streit in der irischen Regierungskoalition. Ministerpräsident Brian Cowen kündigte am Abend vorgezogene Neuwahlen an. Zuvor hatte er als Ziel genannt, die Ausgaben in den kommenden Jahren um zehn Milliarden Euro zu drücken und die Einnahmen durch Steuererhöhungen um fünf Milliarden Euro zu steigern. Erwartet wird, dass der Mindestlohn gesenkt, Sozialausgaben gekürzt, die Zahl der Staatsbediensteten reduziert sowie die Vermögens- und Einkommenssteuer angehoben werden. Die EU dringt auf Steuererhöhungen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Irland-Nothilfen unterdessen als Beitrag zur Stabilisierung des Euro verteidigt. Vor der Unionsfraktion des Bundestags sagte sie nach Angaben von Teilnehmern: "Um die starke Stellung des Euro zu halten, müssen wir die Schwächen beseitigen."