Berlin als Mekka der Unterhaltungselektronik: Im Mittelpunkt der IFA stehen 3D-Fernsehen und die Verschmelzung von TV und Internet.

Berlin/New York. Berlin ist ab heute wieder Hauptstadt der Unterhaltungselektronik: Dabei ist der Kampf um die Zukunft des Fernsehens voll entbrannt. Das Internet stürmt die letzte Bastion der Medienbranche, die es noch nicht erobert hat: den klassischen Fernsehempfang. Die Vision ist, dass der Zuschauer sich nahtlos zwischen TV-Sendungen und Online-Video bewegen kann.

Besuchertipps für die IFA

Über die Verschmelzung von Fernsehen und Internet-Video wird seit Jahren gesprochen, doch jetzt kommt auf einmal richtig Schwung in die Entwicklung. Die Anbieter überschlagen sich mit Angeboten, jeder will sich sein Stück Neuland sichern. Für den Zuschauer bedeutet das mehr Auswahl im TV – und er wird sich wieder einmal neue Geräte besorgen müssen.

Neue Trends auf der IFA

Branchenriese Sony will die IFA nutzen, um mit einem Musik- und Videodienst den Branchenführer Apple anzugreifen. Sony-Chef Howard Stringer wolle das Angebot am Mittwochnachmittag in Berlin vorstellen, berichtete die „Financial Times“. Sony wolle den Dienst auf Basis seiner Playstation-Spielekonsole aufbauen Der Zeitpunkt ist mit Bedacht gewählt: Nur wenige Stunden später wird Apple-Chef Steve Jobs wahrscheinlich einen weiteren Vorstoß ins Geschäft mit Online-Video ankündigen und neue iPod-Player vorstellen.

In Deutschland geht zunächst das ZDF mit dem Hybrid-Fernsehen HbbTV an den Start. Der Sender will damit die Fernsehübertragungen mit Inhalten aus der Online-Mediathek verknüpfen. Der Zuschauer soll dabei mit einem Gerät und einer Fernbedienung auskommen. HbbTV ist ein neuer europäischer Standard, mit dem Sender und Gerätehersteller ein Formatchaos vermeiden wollen. Der Schauplatz des Zukunftskampfes liegt jedoch vor allem in den USA, dem Land, in dem die meisten international verkauften TV-Serien produziert werden – und jährlich rund 70 Milliarden Dollar in Fernsehwerbung fließen. Letztlich wird es um die Neuverteilung dieser gewaltigen Geldströme gehen. Auch der weltgrößte Online-Händler Amazon.com soll an einem eigenen Internet-TV arbeiten. Amazon verhandele mit mehreren Medienkonzernen, um Fernsehsendungen, Filme und Serien online auf Sendung bringen zu können, berichtete das „Wall Street Journal“ am Mittwoch.

Auch Google will im Herbst auf einer eigenen Plattform Fernsehen und Internet verschmelzen – und zu dem Konzern gehört schließlich die führende Onlinevideo-Website YouTube. Auf der IFA wird auch noch eine weitere Fernsehneuheit im Mittelpunkt stehen: 3D-TV. Nach dem überragenden Erfolg von dreidimensionalen Kinofilmen wie „Avatar“ will die Industrie die Technik auch schnell in die Wohnzimmer bringen. 3D-taugliche Fernseher sind bereits im Handel, nur das Angebot an entsprechenden Filmen ist noch sehr dünn. Auf der Messe wird man die Technik an vielen Ständen ausprobieren können. Dann können die Zuschauer auch entscheiden, ob sie tatsächlich bereit sind, für das 3D-Erlebnis mit einer Spezialbrille im Wohnzimmer zu sitzen. Laut Umfragen jedenfalls stört das viele nicht. Für das Publikum öffnet die Messe am Freitag und läuft bis zum 8. September. Der heutige Mittwoch und der Donnerstag sind der Presse und Fachbesuchern vorbehalten. Zahlreiche Neuheiten wollen auch Hersteller von Hausgeräten präsentieren, die inzwischen fest zum IFA- Programm gehören. Die Schau unter dem Berliner Funkturm gilt als weltgrößter Treff der Unterhaltungselektronik-Branche. In diesem Jahr werden zehn Prozent mehr Aussteller erwartet. 2009 waren es 1164. Vor allem der TV-Absatz boomt: Im Schnitt wird sich Branchenschätzungen zufolge jeder vierte deutsche Haushalt in diesem Jahr einen neuen Flachbild- Fernseher kaufen.