Vural Öger machte seine Karriere in Deutschland – sie erinnert aber doch eher an den amerikanischen Traum. Zwar war Vural Öger nie Tellerwäscher, einen von eisernem Willen getriebenen steile Aufstieg kann er aber allemal vorweisen. Vom Spross einer türkischen Offiziersfamilie mauserte sich der heute 68-Jährige zu einem Geschäftsmann, dessen Reiseunternehmen Öger-Tours in Deutschland zu den Branchenführern gehört.

Geboren wurde Öger 1942 in Ankara. 1960, gleich nach dem Abitur, kam er mit gerade mal 18 Jahren nach Deutschland. Er begann ein Studium an der Fakultät für Bergbau der Technischen Universität (TU) Berlin, das er 1968 als Diplom-Ingenieur beendete. Sein Interesse am Tourismus wurde schon während des Studiums geweckt, als er bei einem Berliner Studenten-Reisedienst jobbte.

1969 gründete Öger in Hamburg das „Reisebüro Istanbul“, das als erstes Direktflüge in die Türkei anbot. Die Klientel bestand zunächst vor allem aus türkischen Gastarbeitern in Hamburg, unter denen der rührige Jungunternehmer persönlich Handzettel verteilte. Der Erfolg ließ nicht auf sich warten: Schon wenig später eröffnete Öger Verkaufsbüros in Hannover, Berlin und Bremen.

Von nun an ging es stetig bergauf: 1973 gründete der Türke die Fluggesellschaft Öger Türk Tur, neun Jahre später den Reiseveranstalter Öger-Tours GmbH. Seither baute Öger, seit einigen Jahren mit Unterstützung seiner Tochter Nina, das Unternehmen zu dem siebtgrößten Reiseveranstalter in Deutschland aus. Öger-Tours macht heute einen Jahresumsatz von gut 250 Millionen Euro und befördert jährlich an die 400.000 Passagiere. Auch der Absturz einer von Öger-Tours angeheuerten Chartermaschine vor der Dominikanischen Republik, bei dem im Dezember 1996 alle 189 Menschen an Bord ums Leben kamen, stoppte den Aufstieg nicht.

Öger selbst, der 1990 die deutsche Staatsangehörigkeit annahm, engagierte sich zunehmend in Politik und Gesellschaft seiner Wahlheimat. 1998 gehörte er zu den Mitbegründern der Deutsch-Türkischen Stiftung (DTS), die sich für die gesellschaftliche Integration der türkischen Einwanderer in Deutschland einsetzt. 2001 war er zudem Mitglied der von der CDU-Politikerin Rita Süssmuth geleiteten Zuwanderungskommission der Bundesregierung. Für seine Verdienste um die Integration der türkischen Einwanderer erhielt der Unternehmer 2001 das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Verdienstmedaille des türkischen Staates.

Der Vorzeige-Türke zog sich allerdings auch heftige Kritik zu, als er sich in einem Interview besorgt über die niedrige Geburtenrate der deutschen Frauen äußerte. Noch größer war die Empörung, als der Vater dreier Kinder 2004 mit dem Satz zitiert wurde: „Was der gute Süleyman vor Wien nicht geschafft hat, das schaffen unsere geburtenfreudigen Türkinnen in der Bundesrepublik“.

Öger selbst sagte dem „Spiegel“, er habe mit einem Witz dem Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler antworten sollen. Wehler hatte sich gegen einen EU-Beitritt der Türkei ausgesprochen – in etwa mit dem Tenor, die Europäer hätten die Türken bereits erfolgreich bei Wien zurückgedrängt und sie würden sie nun auch nicht in die EU aufnehmen.

Trotz der Aufregung um Ögers Äußerung bot die Hamburger SPD dem Unternehmer im gleichen Jahr einen sicheren Listenplatz für die Europawahl an. Im Straßburger Parlament warb Öger unermüdlich für die Aufnahme der Türkei in die EU – was bei vielen Abgeordneten auf wenig Gegenliebe stieß, auch in den Reihen der Sozialdemokraten. Öger habe es seinen Fraktionsfreunden aber nie übelgenommen, wenn sie in Sachen Türkei eine andere Position vertreten hätten, versichert der frühere Parlamentspräsident Klaus Hänsch (SPD). „Er war ein sehr beliebter und geschätzter Kollege“.