Als Bürokauffrau kam sie 1982 zur damaligen Kupferhütte Norddeutsche Affinerie, in einer Zeit, als unverheiratete Frauen noch mit Fräulein angesprochen wurden. Das hat sie sich ein paar Jahre später mit anderen jungen Frauen verbeten.
Als im Jahr 1998 die neuen Kandidaten für den Betriebsrat gesucht wurden, hielt sie sich für bestens qualifiziert, ließ sich aufstellen und wurde mit großer Mehrheit gewählt. Heute sitzt Renate Hold, Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Aurubis, im Aufsichtsrat des Unternehmens. "Diese Karriere", sagt die Frau, die mit Beginn ihrer Ausbildung in die damalige Gewerkschaft Chemie, Papier, Keramik eintrat, "war nicht geplant. Aber ich wollte immer Verantwortung für andere Arbeitnehmer übernehmen."
Das begann schon als Klassensprecherin und Schulsprecherin in Stade. Später, als Sekretärin zum Betriebsrat gewechselt, wurde sie erstmals mit Ungerechtigkeiten beim Verdienst von Frauen und Männern konfrontiert. Das war der Ausgangspunkt für ihren Einsatz als Betriebsrätin. Und sie hatte Erfolg. Schaffte es, dass in der von technischen Berufen dominierten Kupferhütte mehr Frauen eingestellt wurden.
Auf ihrem Weg nach oben entwickelte sich die stets gut vorbereitete Renate Hold aber auch zur kompetenten Gesprächspartnerin - für die Mitarbeiter und die Unternehmensführung. "Ich war immer selbstkritisch, wollte bei allen Themen genau Bescheid wissen", sagt sie. "Man wächst da hinein."
Im Alltag gab es sowohl Unterstützung von Männern als auch unerwartete verbale Kritik "bis unter die Gürtellinie", sagt sie. Abgeschreckt hat sie das nicht. Ihre Arbeit trug dagegen Früchte. So liegt die Zahl der Frauen in der Aurubis-Belegschaft jetzt bei zehn Prozent, doppelt so viel wie noch bei ihrem Einstieg Anfang der 80er-Jahre.
"Wir achten schon darauf, wie viele Frauen bei Bewerbungen in die engere Wahl kommen, und lassen jetzt auch Frauen bei Informationsveranstaltungen von ihrem Job bei Aurubis berichten. Schließlich will das Unternehmen für seine künftige Belegschaft auch Frauen ansprechen."
Sie selbst hat lange gezögert, ehe sie den letzten Schritt in den Aufsichtsrat wagte. "Ich habe mich anfangs nicht getraut", gibt die Gesamtbetriebsratsvorsitzende zu. Männer seien da lockerer und zweifelten kaum an ihrer eigenen Qualifikation. "Ich habe so lange gewartet, bis ich sicher war, alle Aufgaben erfüllen zu können."
Seit Januar 2009 ist sie nun eine von sechs Arbeitnehmervertreterinnen im höchsten Kontrollgremium der Kupferhütte, während im Aurubis-Vorstand derzeit nur Männer sitzen. Aber die 49-Jährige kann sich durchaus einen weiblichen Vorstand bei der Hütte vorstellen. Denn es seien "viele gut qualifizierte Frauen" zuletzt bei dem Unternehmen eingestiegen. Schließlich zeigt auch ihr eigener Aufstieg, dass sich Frauen in einer Männerwelt durchsetzen können.
Die Gleichberechtigung könnte mit einer Frauenquote deutlich rascher vorangetrieben werden, meint Hold. Denn bisher habe sich in den meisten Unternehmen wenig zugunsten der Frauen gewandelt. Selbst die bereits vor 20 Jahren von der Gewerkschaft IG BCE geschlossene Vereinbarung zur Frauenförderung habe kaum etwas gebracht. "Da muss es jetzt erlaubt sein, über eine Quote nachzudenken", sagt Hold. Bisher würden Männer bevorzugt.
Mit ihrem Mann ist sie seit Januar dieses Jahres verheiratet und bestätigt damit die These, dass Frauen mit Familie nur schwer den Aufstieg in die Spitzen der Wirtschaft schaffen können. Hold ist überzeugt: "Mit einer früheren privaten Bindung und noch dazu mit Kindern hätte ich meinen Weg so nicht gehen können."