Angesichts der harten Konkurrenz durch Ryanair und Easyjet spielt Lufthansa mit dem Gedanken, eine neue Billig-Fluglinie zu gründen.
Frankfurt. Ryanair und Easyjet machen Lufthansa Druck. Das Unternehmen denkt angesichts der harten Konkurrenz über die Gründung einer neuen Billigflug-Linie nach. Die Planungen für die neue Airline befänden sich derzeit erst im Projektstadium, sagte ein Konzernsprecher am Freitag. „Es gibt noch keine Beschluss über die Umsetzung oder über die Namensgebung.“ Intern laufe das Projekt unter dem Titel „Direct 4 you“.
Wie die „Bild“-Zeitung ohne Nennung von Quellen berichtete, soll die neue Gesellschaft am 1. Januar 2013 an den Start gehen. Dabei würden Germanwings und Eurowings zusammengeführt und die Marken aufgelöst. Bis 2015 sollten bis zu 90 Flugzeuge sowie sämtliche Mitarbeiter in die neue Gesellschaft integriert werden. „Direct 4 you“ solle viele innereuropäische Verbindungen von der Lufthansa übernehmen. Für die Mitarbeiter im Cockpit, der Kabine und am Boden bedeute das schlechtere Tarifbedingungen, berichtete die Zeitung weiter. Die Lufthansa verdient ihr Geld vor allem mit Langstreckenfliegern, die von den Großflughäfen Frankfurt und München starten. Mit vielen anderen Verbindungen in Europa werden Verluste eingeflogen.
+++ Riskanter Kurs der Lufthansa +++
+++ Sparpläne der Lufthansa stoßen auf Widerstand +++
Ganz überraschend käme die Neugründung nicht. Lufthansa-Passage-Vorstand Carsten Spohr kündigte bereits vor einer Woche an, dass die Kranich-Airline die Flugverbindungen, die nicht in Frankfurt und München starten und landen, mit Germanwings zusammenführen will. Zudem solle die Flotte vereinheitlicht werden. Das spart üblicherweise Wartungskosten.
Die Lufthansa kommt derzeit nicht zur Ruhe. Ende vergangene Woche wurde bekannt, dass die Kranich-Airline angesichts des harten Wettbewerbs mit Rivalen wie Emirates – oder eben den Billigfliegern – knapp eine Milliarde Euro mehr Gewinn aus ihrem Passagiergeschäft holen will. Konzernweit sollen es bis 2014 mindestens 1,5 Milliarden Euro werden. Die Flotte soll nicht mehr wachsen, Strecken gestrichen oder von der Billigtochter Germanwings betrieben werden. Auch hier seien Kündigungen nicht auszuschließen, betonte die Airline. Bei Lufthansa selbst arbeiten rund 40.000 Menschen, im gesamten Konzern einschließlich der Tochterfluggesellschaften und den Technikbereichen sind es 120.000 Mitarbeiter. Zudem plant die Airline einem Zeitungsbericht vom Donnerstag zufolge, weltweit 3000 der 6000 Arbeitsplätze in den Verwaltungsbereichen Finanzen, Personal und Buchungen abzubauen – 1500 davon in Frankfurt. Die Lufthansa bestätigte die genannten Details nicht. Den Sparkurs nicht mehr mittragen wird Finanzvorstand Stephan Gemkow. Er wechselt nach 22 Jahren bei der Lufthansa zum Duisburger Mischkonzern und Metro -Großaktionär Haniel.