Auch der Ausblick Spaniens ist negativ, Herabstufungen drohen weiter. In absehbarer Zeit soll eine europäische Ratingagentur an den Start gehen.

New York/München. Spanien besitzt in den Augen der Ratingagentur Standard & Poor's nur noch eine befriedigende Kreditwürdigkeit. S&P senkte die Bonität des von der Schuldenkrise in Mitleidenschaft gezogenen Landes am späten Donnerstag gleich um zwei Stufen von „A“ auf „BBB+“. Zudem ist der Ausblick negativ. Das heißt, es droht eine weitere Herabstufung.

Die Haushaltslage dürfte sich vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Probleme verschlechtern, begründete S&P den Schritt. Gleichzeitig steige die Wahrscheinlichkeit, dass die Regierung den Banken mit weiteren Hilfen unter die Arme greifen müsse. Das wiederum berge das Risiko, dass die Verschuldung weiter ansteigen könne, hieß es.

Je schlechter eine Bonitätsnote, desto höhere Zinsen muss ein Land in der Regel für die Aufnahme neuer Schulden zahlen - damit dürfte die Absenkung des Ratings durch S&P für zusätzlichen Druck auf Spanien sorgen. Deutschland im Vergleich besitzt das Spitzenrating „AAA“ und kann sich entsprechend günstig Geld am Kapitalmarkt borgen.

Europäische Ratingagentur vor dem Start

Die erste europäischen Ratingagentur als Gegengewicht zu den drei marktbeherrschenden US-Agenturen soll nun doch in absehbarer Zeit an den Start gehen. Die Unternehmensberatung Roland Berger teilte am Donnerstag mit, es seien jetzt genug Zusagen von europäischen Banken und Versicherungen für eine Beteiligung vorhanden: Die „global tätige Ratingagentur europäischen Ursprungs steht kurz vor der Gründung“.

Um die Verträge mit den Investoren abzuschließen, würden nun eine Stiftung und eine operative Gesellschaft als unabhängige Einheiten ins Leben gerufen. Staatliche Beteiligungen seien nicht vorgesehen. Markus Krall, Senior Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger, lege sein Amt im Mai nieder und werde Gründungs-Chef der neuen Ratingagentur. Voraussichtlich nächstes Jahr könne die Ratingagentur dann starten und die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Ländern bewerten, erklärte eine Berger-Sprecherin in München.

Derzeit beherrschen die drei Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch den Markt und verdienen mit ihren Benotungen Geld. Ihnen wird vorgeworfen, die Finanzkrise 2008 durch zu gute Noten für Ramschpapiere mitverursacht zu haben. Europäische Politiker werfen den US-Ratingagernturen außerdem vor, mit ihrer Herabstufung hoch verschuldeter Euro-Staaten die Euro-Krise verschärft zu haben. Bundesregierung und EU-Kommission hatten das Berger-Projekt begrüßt.

Vor einigen Tagen hatte es in Berichten noch geheißen, das Projekt stehe auf der Kippe, weil sich nicht genügend Investoren fänden. Eine Berger-Sprecherin hatte daraufhin eingeräumt, es gebe bisher „keine konkreten Zusagen für angemessene finanzielle Beiträge“. Man werde das Projekt aber weiter verfolgen.

Als Startkapital für die europäische Agentur hatte Krall etwa 300 Millionen Euro angepeilt. Im Moment habe er rund 130 Millionen zusammen, sagte Berger-Sprecherin Claudia Russo. Ab Mai werde er sich aber ganz und gar um die neue Ratingagentur kümmern und mit weiteren Investoren sprechen. Angepeilt sei, dass die nicht gewinnorientierte Stiftung und die operative Gesellschaft im Herbst stehen.

Die Bertelsmann-Stiftung hat kürzlich ebenfalls ein Konzept für eine neue internationale Ratingagentur vorgelegt. Sie soll von einem Fonds im Volumen von ebenfalls 300 Millionen Euro finanziert werden, an dem sich auch Regierungen beteiligen können. Die Bertelsmann-Agentur würde nur die Bonität von Ländern bewerten, nicht von Unternehmen.

(dpa/abendblatt.de)