Statt langer Linklisten sollen Google-Nutzer Antworten erhalten. Mitstreiter Bing, Wolfram Alpha und Siri funktionieren bereits ähnlich.

New York. Der amerikanische Internetriese Google will bei seiner Suchmaschine künftig stärker direkte Antworten auf die Fragen seiner Nutzer und Fakten liefern. Die Suchformel des Internetgiganten Google steht offenbar vor der größten Veränderungen in der Geschichte des Konzerns. Wie das „Wall Street Journal“ am Donnerstag mit Verweis auf mit dem Vorgang gut vertraute Personen berichtete, soll die Suchmaschine künftig tatsächlich Antworten auf die Fragen ihrer Nutzer liefern können. Google würde dann seine Links auf Webseiten und Fotos für „Wer ist die Bundeskanzlerin von Deutschland?“ mit Angela Merkel verknüpfen – und auch die direkte Antwort notieren.

Als Beispiel führt die Zeitung eine Suche nach dem Begriff „Lake Tahoe“ auf. Statt langen Linklisten würden künftig zunächst die Fakten aufgeführt, die Google über den See auf der Grenze der US-Bundesstaaten Nevada und Kalifornien kennt. Das wären die Details wie die Lage und Höhe des Sees oder die Durchschnittstemperatur und der Salzgehalts des Wassers. Ähnlich funktioniert bereits die Suchmaschine Wolfram Alpha .

Google will außerdem seine sogenannte semantische Suche verbessern. Dabei „versteht“ eine Suchmaschine die Bedeutung von Suchbegriffen, etwa indem es aus früheren Abfragen eines Nutzers dessen Vorlieben erfasst. Bei der Eingabe von „Jaguar“ in den Suchschlitz könnte Google also letztlich erahnen, ob ein Nutzer nach dem Tier oder nach der gleichlautenden Automarke sucht. Wie das „Wall Street Journal“ weiter berichtete, könnten zwanzig Prozent der Suchen betroffen sein. Ein Google-Sprecher wollte der Zeitung keine Stellungnahme zu dem Bericht geben.

Google dominiert den Bereich der Internetsuche seit Jahren in vielen Ländern, darunter im Heimatmarkt USA, aber auch in Deutschland. Doch vor allem mit der Idee, auf die Fragen von Nutzern einzugehen, droht Google Konkurrenz. Der Technologieriese Apple etwa ermöglicht es den Nutzern seiner iPhones, der eigenen Such-Applikation Siri Fragen zu stellen. Siri weiß etwa Antworten auf „Brauche ich heute in Berlin einen Regenschirm?" oder „Wie steht die Apple-Aktie?“, weil es auch aktuelle Wetter- und Börsendaten auswertet. Für die klassische Suche im Internet greift Siri allerdings bislang auf Google zurück.

Auch Microsofts Suchmaschine Bing bietet zunehmend Antworten statt bloß reine Links. Hinzu kommt, dass auch das von etwa 850 Millionen Menschen genutzte soziale Netzwerk Facebook über große Mengen an Informationen über Menschen, Orte und Produkte verfügt. Diese ließen sich ebenfalls für individualisierte Suchtreffer auswerten. Facebook kooperiert bereits in ersten Zügen nicht mit Google, sondern mit Bing. Bing-Betreiber Microsoft ist wiederum an Facebook beteiligt. (dapd/abendblatt.de)