US-Behörden holen zum Schlag gegen Verletzungen des Urheberrechts aus und nehmen vier deutsche Internetmanager fest, darunter Kim “Dotcom“.

Washington. Die US-Regierung hat die Webseite des Datenspeicherdienstes Megaupload.com wegen des Verdachts auf massive Urheberrechtsverletzungen gesperrt. Der deutsche Internunternehmer und Firmengründer Kim Schmitz alias Kim Dotcom wurde festgenommen. Neben dem 37-Jährigen nahm die Polizei im neuseeländischen Auckland auch den deutschen Marketing-Chef Finn Batato (38), den deutschen Technikchef und Co-Gründer Mathias Ortmann (40) sowie den 29-jährigen Niederländer Bram van der Kolk in Gewahrsam. Insgesamt wurden sieben Verdächtige angeklagt.

Megaupload soll der Unterhaltungsindustrie einen immensen Schaden von mindestens 500 Millionen Dollar zugefügt haben und mit dem Weiterverteilen von geschützten Filmen, Musiktiteln, Softwareangeboten und anderen elektronischen Medien über seine Internetseite sowie Werbung über 175 Millionen Dollar eingenommen haben, hieß es am Donnerstag in der Anschuldigung. Laut Anklageschrift zählt Megaupload mehr als 150 Millionen registrierte Nutzer und täglich 50 Millionen Besucher weltweit.

Schmitz: "Haben nichts zu verbergen"

Die neuseeländische Polizei nahm die drei Deutschen und einen Niederländer auf FBI-Ersuchen fest. In Coateville nördlich von Auckland durchsuchten 70 Beamte ein Anwesen des Gründers, wie die Polizei mitteilte. Der Richter am North Shore District-Gericht lehnte eine Freilassung der Festgenommenen gegen Kaution ab. Die vier sollen Montag erneut vor Gericht erscheinen.

Auf dem Anwesen bei Auckland wurden nach Angaben der Polizei Wertgegenstände und Geld im Gesamtwert von sechs Millionen neuseeländischen Dollar (etwa 3,7 Millionen Euro) sichergestellt. Darunter waren ein Rolls Royce Phantom sowie mehrere Gemälde. Bodyguards hätten den Beamten am frühen Morgen zunächst den Zutritt zu dem Anwesen verwehrt, teilte die Polizei mit. Auf den Gelände seien zwei Gewehre sichergestellt worden. "Wir haben nichts zu verbergen“, zitierten neuseeländische Medien Kim Dotcom. Den Beschuldigten drohen jeweils fünf bis 20 Jahre Haft.

Der aus Deutschland stammende bekannte Internet-Unternehmer hieß früher Kim Schmitz, änderte seinen Namen aber inzwischen in Kim Dotcom. "Auch bekannt als Kim Tim Jim Vestor“, zählte das Justizministerium auf. Der 37-Jährige mit deutscher und finnischer Staatsbürgerschaft lebte demnach zuletzt in Hongkong und Neuseeland.

+++ Internetprotest gegen SOPA und PIPA - eine Rückschau +++

Die Sperrung von Megaupload fällt in eine Zeit, in der in den USA gerade über zwei Gesetzesentwürfe debattiert wird, um Online-Piraterie und Fälschungen stärker zu ahnden. Gegner argumentieren, sie gefährdeten die Meinungsfreiheit und Innovationen im Netz. Aus Protest hatte sich die englischsprachige Wikipedia für 24 Stunden abgeschaltet . Laut US-Justizministerium hänge der Zeitpunkt der Festnahmen nicht mit den Gesprächen im Kongress zusammen.

Netzaktvisten schlagen gegen FBI zurück

Nach der Sperrung von Megaupload holten Netzaktivisten zum Gegenschlag aus und legten für Stunden die Websites von FBI und Justizministerium lahm. Am frühen Freitagmorgen deutscher Zeit gingen sie wieder. Die ebenfalls angegriffenen Internet-Seiten des amerikanischen Musikindustrie-Verbandes RIAA und des Musik-Marktführers Universal Music Group waren hingegen immer noch offline.

Nachdem die US-Behörden am späten Donnerstag den Schlag gegen Megaupload meldeten, schwor die berüchtigte Hackergruppe Anonymous Vergeltung. "Anonymous geht auf Rachefeldzug für Megaupload“, erklärten die Hacker per Kurznachrichtendienst Twitter. Sie drohte, unter anderem die Website der Bundespolizei FBI und des Justizministeriums vom Netz zu nehmen – und tatsächlich waren die Adressen Minuten später eingeschränkt zu erreichen. Anonymous dürfte dabei zu sogenannten DDOS-Attacken gegriffen haben, bei denen ein Web-Server mit Daten-Anfragen überhäuft wird, bis er unter dieser Last in die Knie geht.

Bei Megaupload konnten Daten aller Art hochgeladen werden. Finanziert wird die Seite über Werbung und kostenpflichtige Zugänge. Nutzer können elektronische Medien hochladen. Es wird dann ein Link erstellt, mit dem andere Nutzer das Angebot herunterladen können. Megaupload habe Material, das nicht regelmäßig heruntergeladen worden sei, gelöscht und das Einstellen von populären Inhalten finanziell gefördert, lautet der Vorwurf der Behörden.

Nach den Vorwürfen der US-Behörden waren darunter auch in großem Stil illegal kopierte Musik, Filme, Fernsehprogramme und digitale Bücher. Den Vorwürfen zufolge geschah dies mit Wissen der Betreiber. Megaupload habe mehr als 175 Millionen Dollar illegalen Gewinn gemacht und den rechtmäßigen Eigentümern der Inhalte einen Schaden von deutlich über einer halben Milliarde Dollar zugefügt, erklärte das Justizministerium. Ein weiterer Vorwurf lautet auf Geldwäsche.

Mit Material von dpa und rtr