Der Atomstreit zwischen dem Westen und dem Iran spitzt sich täglich weiter zu. Aus Washington kommen ungewöhnlich deutliche Warnungen.

Teheran/Washington. Im Atomstreit zwischen dem Westen und dem Iran wird der Ton von Tag zu Tag schärfer. Ein iranischen Gericht verurteilte am Montag einen ehemaligen US-Soldaten wegen Spionage für den amerikanischen Geheimdienst CIA zum Tode. Der 28-jährige Amir-Mirsa Hekmati, ein Amerikaner iranischer Abstammung, habe den iranischen Geheimdienst unterwandern wollen, meldete die Nachrichtenagentur Fars. Der iranische Geheimdienstchef Heydar Moslehi kündigte Prozesse gegen weitere US-Agenten an, die in jüngster Zeit verhaftet worden seien.

+++ TV: Iran produziert und testet atomare Brennstäbe +++

Erst am Wochenende hatte der Iran weitere Militärmanöver in der Meerenge von Hormus sowie die Inbetriebnahme einer neuen Anlage zur Anreicherung von Uran in Fordo angekündigt. Washington reagierte auf die Pläne mit einer ungewöhnlich deutlichen Warnung. Der Iran überschreite eine „rote Linie“, wenn er Atomwaffen entwickeln oder wichtige Schifffahrtswege blockieren sollte, sagte Verteidigungsminister Leon Panetta am Sonntag dem Sender CBS.

US-Generalstabschef Martin Dempsey fügte hinzu, dass der Iran durchaus die Möglichkeit habe, die Straße von Hormus eine Zeit lang zu sperren. „Wir haben jedoch darin investiert, dafür zu sorgen, dass wir dies in solch einem Fall abwehren können“, betonte der General. Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums bestätigte zudem, dass Israel und die USA bei einem größeren Manöver gemeinsam die Raketenabwehr trainieren wollen.

Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich Nuklearwaffen produzieren zu wollen. Teheran bestreitet das, arbeitet aber nach Meinung von Beobachtern seit Jahren nicht ausreichend mit der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien zusammen. Die iranische Führung hatte kürzlich gedroht, die Straße von Hormus für Öltransporte zu blockieren, falls der Westen die wegen des Atomstreits verhängten Sanktionen ausweite. Durch die Straße von Hormus gehen rund 40 Prozent des weltweit auf dem Seeweg transportierten Öls. Das Golfemirat Abu Dhabi kündigte an, bis zum Frühsommer eine Ölleitung fertigstellen zu wollen, mit der es die Straße von Hormus umgehen kann.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad reiste am Wochenende nach Lateinamerika. Dort will er vier sozialistisch regierte und US-kritische Länder besuchen und den Schulterschluss mit Verbündeten demonstrieren. Den Auftakt machte am Sonntagabend Venezuela, dessen Präsident Hugo Chávez den Besuch als „Ehre“ bezeichnete. Beide Staatschefs wollten sich am Montag treffen und ihre Zusammenarbeit bekräftigten. Weitere Reisestationen Ahmadinedschads sind in dieser Woche Nicaragua, Kuba und Ecuador. Die US-Regierung hatte die Staaten Lateinamerikas am Wochenende vor einem Ausbau der Beziehungen zum Iran gewarnt. Unmittelbar vor dem Besuch Ahmadinedschads in Venezuela hatte die Regierung zudem eine venezolanische Diplomatin des Landes verwiesen.

(dpa)