Im Schnitt waren 2011 etwa 2,976 Millionen Männer und Frauen erwerbslos. So wenige wie zuletzt vor 20 Jahren. Gute Werte auch in Hamburg.

Hamburg. Trotz wachsender Rezessionsängste ist die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2011 auf ein Rekordtief gesunken. Im Schnitt waren im vergangenen Jahr 2,976 Millionen Männer und Frauen erwerbslos – dies seien so wenig wie zuletzt vor 20 Jahren, berichtete der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, am Dienstag bei der Präsentation seiner Jahresbilanz für 2011. Im Vergleich zu 2010 sank die durchschnittliche Arbeitslosenzahl um 263 000. Die Arbeitslosenquote lag 2011 bei 7,1 Prozent nach 7,7 Prozent im Jahr davor.

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BA-Chef Weise zeigte sich zufrieden: „Nach dem Krisenjahr 2009 und der wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2010 hat sich die Konjunkturbelebung weiter im Jahr 2011 gezeigt; davon hat auch der Arbeitsmarkt profitiert“. Die Arbeitslosquote in Deutschland sei inzwischen nur halb so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Dies zeige, wie gut der deutsche Arbeitsmarkt die finanz- und währungspolitischen Herausforderungen des vergangenen Jahres gemeistert habe. Beide Risiken beständen allerdings für 2012 fort, gab Weise zu bedenken.


Arbeitsmarkt in Deutschland und Hamburg

Ungeachtet dessen präsentierte sich der Arbeitsmarkt zum Jahresende so robust wie in den Vormonaten: Nach BA-Angaben waren im Dezember 2011 deutschlandweit 2,78 Millionen Menschen ohne Job; das waren zwar 67 000 mehr als im November 2011, aber 231 000 weniger als im Jahr zuvor. Zieht man jahreszeitliche Faktoren ab, dann ist die Erwerbslosenzahl im Weihnachtsmonat sogar kräftig gesunken – und zwar um 22 000 auf 2,888 Millionen.

Auch gemessen an der Erwerbstätigenstatistik, dem statistischen Spiegelbild der Arbeitslosenzahlen, scheint der Arbeitsmarkt zum Jahresende nicht an Schwung verloren zu haben. Danach waren im November 41,61 Millionen Menschen in Arbeit; das sind 521 000 mehr als vor einem Jahr. Noch stärker wuchs die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze binnen Jahresfrist – und zwar um 719 000 auf 29,02 Millionen zuletzt im Oktober.

„Der deutsche Arbeitsmarkt hat sich auch zum Jahresende 2011 positiv entwickelt. Damit können wir auf ein gutes Jahr zurückblicken“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Frank-Jürgen Weise. Die Arbeitslosigkeit sei deutlich gesunken, Erwerbstätigkeit und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung seien hingegen kräftig gewachsen, und die Nachfrage nach Arbeitskräften sei das ganze Jahr über sehr hoch gewesen.

In Hamburg waren im Dezember 67.410 Menschen arbeitslos. So wenige wie seit 1992 nicht mehr. Damals waren 57.518 Menschen ohne Arbeit in Hamburg gemeldet. Zwar gab es einen leichten Anstieg zum Vormonat von 636 Arbeitslosen, das entspricht 1,0%, aber im Vergleich zum Vorjahresmonat handelt es sich um einen Rückgang von 882 Arbeitssuchenden, oder 1,3%. Die Arbeitslosenquote lag bei 7,3 %.

„Insgesamt war 2011 ein sehr gutes Jahr für den Hamburger Arbeitsmarkt", bestätigt der Chef der Bundesagentur für Arbeit in Hamburg, Sönke Fock: "Zum einen ist die Beschäftigung von Januar (827.386) bis Oktober kontinuierlich auf 855.500 gestiegen, weiterhin verzeichnen wir im Dezember mit 67.410 den niedrigsten Wert bei den Arbeitslosen seit 1992." Ausserdem wurden 53.290 sozialversicherungs pflichtige Jobs im abgelaufenen Jahr zur Vermittlung gemeldet. Das sind 2.888 mehr als 2010.

Arbeitsmarkt in Norddeutschland

Trotz des milden Winterwetters ist auch im Norden die Zahl der Arbeitslosen leicht gestiegen. So suchten zum Jahresende rund 98.700 Menschen in Schleswig-Holstein einen Arbeitsplatz. Somit stieg die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum Vormonat um etwa 3600. Trotz des Anstiegs ist es aber dennoch seit 1992 die niedrigste Arbeitslosenzahl in einem Dezember. Im Vergleich zum November stieg die Arbeitslosenquote von 6,6 Prozent auf 6,9 Prozent. "Ein solcher Anstieg ist zwar für den Wintermonat Dezember saisontypisch, allerdings wurde er in diesem Jahr durch den ungewöhnlich milden Winter deutlich abgeschwächt“, sagte Jürgen Goecke, Chef der Regionaldirektion Nord der Agentur.

Goecke betonte weiter, dass insbesondere der Vorjahresvergleich zeige, dass sich die positive konjunkturelle Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt Schleswig-Holsteins fortsetze. "Die Zahl der Arbeitslosen ist im Vergleich zum Dezember 2010 um 5100 gesunken.“ Die Quote hatte im Vorjahresmonat noch 7,3 Prozent betragen. Auch die Jahresdurchschnittswerte 2010 zu 2011 dokumentierten den wirtschaftlichen Aufwärtstrend. "Während wir 2010 durchschnittlich 107.100 Arbeitslose in Schleswig-Holstein registrieren mussten, waren es im Jahr 2011 durchschnittlich 103 700“, sagte der Chef der Arbeitsagentur. Die Zahl der Arbeitslosen wird laut Goecke auch 2012 in Schleswig-Holstein zurückgehen. Bisher deute kein Indikator darauf hin, dass die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt durch die Schuldenkrise beendet werde. "Die niedrigste Arbeitslosenzahl erwarte ich im Oktober. Wir nähern uns dann den 90.000“, sagte Goecke.

(abendblatt.de/dpa)