Airbus hat einen Riesenauftrag ergattert: Emirates bestellt 32 Superjets vom Typ A380, die zum Teil in Finkenwerder gefertigt werden.
Berlin. Für den Megaauftrag kam die Kanzlerin höchstpersönlich: Angela Merkel, gerade zurück von ihrem Eröffnungsrundgang auf der Internationalen Luftfahrtausstellung (ILA) in Berlin-Schönefeld, verlieh der Unterzeichnung des Vertrags über den Kauf von 32 Airbus-A380-Riesenjets an die arabische Fluggesellschaft Emirates zusätzliches Gewicht.
Dabei sprechen schon die Zahlen für sich: Mit einem Katalogwert von 11,5 Milliarden Dollar (9,6 Milliarden Euro) ist die Bestellung nicht nur die bisher bedeutendste Einzelorder für den A380. Sie ist nach Angaben von Airbus der größte Auftrag in der Geschichte der Zivilluftfahrt - auch wenn bei Käufen dieser Größenordnung üblicherweise Rabatte von deutlich mehr als 30 Prozent gewährt werden.
Es dürften aber bisher auch wenige Flugzeugbestellungen vor einer ungewöhnlicheren Kulisse mitgeteilt worden sein: Die Kanzlerin, Emirates-Chef Scheich Ahmed Bin Saeed Al Maktoum und Airbus-Chef Thomas Enders standen auf einer Tribüne direkt vor einem Emirates-A380, der wiederum auf einem Fußballrasen geparkt war, komplett mit Toren und Banden. Emirates ist Sponsor mehrerer Fußballklubs - unter anderem des HSV - und Werbepartner der WM in Südafrika.
Für den Airbus-Mutterkonzern EADS geriet der Eröffnungstag der ILA zum doppelten Triumph. Noch während der Zeremonie vor dem A380 hob kaum 200 Meter entfernt der Militärtransporter A400M zu seiner ersten öffentlichen Vorführung in den Sommerhimmel über Berlin ab und brachte selbst das Fachpublikum zum Staunen: Steilkurven, bei denen sich der pummelige Flieger fast auf den Rücken legt, traut man einer Maschine von diesen Ausmaßen kaum zu.
Doch während das A400M-Programm - ähnlich wie zuvor beim A380 - noch immer schweren Turbulenzen in Form von jahrelangen Verzögerungen und immensen Kostenüberschreitungen gebeutelt wird, scheint der zivile Luftriese in ruhigere Luft zu kommen. Allerdings trug die jüngste Branchenkrise nicht dazu bei, Zweifel am Bedarf für einen Jet mit mehr als 500 Passagierplätzen verstummen zu lassen.
Daher ist es kein Wunder, dass Enders die Bestellung als Signal des Vertrauens in dieses Flugzeugs wertete. "Der Auftrag ist die beste Bestätigung, die ich mir vorstellen kann", sagte er. Dennoch musste sich der Emirates-Chef in der anschließenden Pressekonferenz die Frage gefallen lassen, was er mit einer so großen Zahl von A380 eigentlich vorhat. "Es sind jedenfalls keine Sammlerstücke, dafür brauchen sie etwas zu viel Platz", konterte Scheich Al Maktoum. Der Auftrag bestätige die Strategie, Emirates zu einer weltweit führenden Fluggesellschaft und Dubai zu einem zentralen Drehkreuz des weltweiten Luftverkehrs zu machen. Der Flughafen werde bald 25 Andockstationen für den Megaliner haben.
Airbus-Verkaufsvorstand John Leahy schwärmte, dank der großen Reichweite des A380 könne Emirates über die Umsteige am Golf mehr als 90 Prozent der Menschheit direkt anbinden. Der A380 biete Platz für ein Drittel mehr Passagiere und 30 bis 35 Prozent mehr Frachtraum als Boeings Jumbo, könne dazu fast 2000 Kilometer weiter fliegen und verbrauche weniger Sprit pro Passagier. Bisher hatte Emirates 58 Maschinen des Typs A380 bestellt, von denen zehn inzwischen fliegen.
Mit den neu georderten Jets - die alle in Hamburg ausgeliefert werden - wächst die Flotte bis zum Jahr 2017 auf 90 dieser Giganten an. Insgesamt liegen nun Aufträge über 234 Stück des Riesenfliegers vor. "Die Aufträge sichern die Auslastung in Hamburg für die nächsten Jahre. Das Geschäft zeigt uns, dass es einen großen Bedarf nach dem A380 gibt", sagte Airbus-Sprecher Tore Prang dem Abendblatt in Hamburg.
Auch bei der Lufthansa, die bisher 15 Airbus A380 bestellt und mit dem ersten gerade die Nationalmannschaft zur WM nach Südafrika geflogen hat, wird der Auftrag von Emirates für Gesprächsstoff sorgen. Denn mit der Kapazitätsausweitung setzen die Araber ihre Konkurrenten in Europa immer stärker unter Druck. Allerdings geht Airbus offenbar davon aus, dass auch die Lufthansa noch deutlich nachlegt.
Für die nächsten 20 Jahre erwarte man aus Deutschland eine Nachfrage von 88 Fliegern in der obersten Größenklasse, "wobei der Löwenanteil auf den A380 entfällt", sagte Airbus-Verkaufsvorstand Leahy - der freimütig einräumte, in den Verhandlungen mit Emirates zunächst selbst nicht mit einer so großen Bestellung gerechnet zu haben.
Emirates reicht das noch nicht. Geschäftsführer Tim Clarke hätte gern auch die Langversion A380-900. Damit könnten bis zu 1000 Passagiere auf einmal transportiert werden. Das gilt jedenfalls, wenn alle Passagiere nur in der einfachen "Holzklasse" fliegen. Die aktuelle Version des A380 fasst dagegen maximal 863 Passagiere.
Auch die Lufthansa und Air France hatten noch vor der Luftfahrtkrise Interesse an der Langversion angemeldet. Enders dämpfte aber erst einmal die Erwartungen. "Ich bin sicher, dass wir eines Tages den A380-900 bauen werden", sagte er. Vorrang habe aber ganz eindeutig das Hochfahren der jetzigen Produktion. Schließlich müssen immer noch 700 deutsche Airbus-Werker in Toulouse Mängel nacharbeiten.
Neben dem Megaauftrag über 32 A380 erhielt Airbus gestern eine weitere Milliardenbestellung. Die brasilianische Fluggesellschaft TAM erhält nun fünf Langstreckenjets des Typs A350, dessen Jungfernflug 2012 erwartet wird. Dazu kommen 20 Mittelstreckenflugzeuge der A320-Familie. Der Katalogwert liegt bei 2,9 Milliarden Dollar. "TAM ist unser größter Kunde in Südamerika", sagte Airbus-Chef Enders. Auch dank der Brasilianer haben sich die europäischen Flugzeugbauer in den vergangenen zwölf Jahren 60 Prozent aller Aufträge der 23 Staaten aus der Region gesichert.