Allein im Werk Finkenwerder bekommen 500 Zeitarbeiter feste Verträge. Auch Bremen, Stade sowie der gesamte Norden profitieren.

Hamburg. Airbus hat gute Nachrichten für Norddeutschland: Der Flugzeugbauer übernimmt 700 bisherige Leihkräfte als feste Mitarbeiter. In Hamburg werden rund 500 Zeitarbeiter in die Stammbelegschaft übernommen, in Bremen und Stade jeweils knapp 100. "Es geht dabei um Leihkräfte, die seit mehr als zwei Jahren für uns arbeiten und die bestimmte Schlüsselqualifikationen besitzen", sagte Joachim Sauer, Personalchef bei Airbus Deutschland, dem Abendblatt.

Etwa 60 Prozent der Zeitarbeiter, die einen festen Arbeitsvertrag bekommen sollen, seien Ingenieure. Zwar bewege sich Airbus noch immer "im Umfeld einer Krise", aber die betreffenden Qualifikationen würden unabhängig von der Branchenkonjunktur benötigt, erklärte Sauer.

Arbeit hat der Flugzeugbauer derzeit jedoch reichlich: Im vorigen Jahr erreichte das Unternehmen mit knapp 500 Flugzeugen eine Rekordproduktion. "Dieses Jahr wollen wir nochmals so viele Maschinen schaffen", hatte Airbus-Chef Thomas Enders kürzlich im Gespräch mit dem Abendblatt gesagt. Er kündigte an, Airbus wolle in diesem Jahr weltweit rund 1500 neue Mitarbeiter einstellen, zum Teil durch Übernahme von Leihkräften.

Feste Verträge bekommen nun zum Beispiel Leiharbeitskräfte aus der Kabinenentwicklung, der Elektroinstallation, der Qualitätssicherung und dem Einkauf, aber auch Entwicklungsingenieure und Spezialisten für die Nutzung von Verbundwerkstoffen.

Beim A380 muss nicht mehr so viel nachgearbeitet werden

Die aktuelle Entscheidung sei auch ein "Signal an die Belegschaft", mit dem man demonstriere, welchen Stellenwert man der Zeitarbeit beimesse und welche Rolle sie für das Unternehmen spiele, sagte Sauer. Im Jahr 2003 hatten Geschäftsleitung und Betriebsrat von Airbus Deutschland neben der Einführung eines Zeitkontensystems auch vereinbart, vorübergehende Mehrarbeitsspitzen durch den Einsatz von Leihkräften zu bewältigen.

Das war wegen der Produktionsschwierigkeiten beim Riesenjet A380 in erheblichem Maß nötig: Zeitweise waren 2000 Zeitarbeiter aus Deutschland in Toulouse eingesetzt, um Nacharbeiten an den aus Hamburg dorthin gelieferten Rümpfen vorzunehmen. Derzeit sind es nur noch knapp 800 und das Ziel ist, diese Nacharbeiten vollständig überflüssig zu machen. Abgesehen von den nun beschlossenen Festanstellungen will Airbus dieses Jahr "Arbeitspakete schnüren und an Drittfirmen übergeben". Dadurch solle der Stand an Leiharbeitskräften weiter reduziert werden, ohne dass sich die Beschäftigung am Standort verringert.

Bei der Stammbelegschaft von derzeit 11 200 Personen ist kein weiterer Abbau geplant, nachdem wegen des Sparprogramms Power 8 zahlreiche Verwaltungsstellen wegfielen. "Die Personalmaßnahmen aus dem Sozialplan im Rahmen des Power-8-Programms sind abgeschlossen", sagte Sauer.

Einstellprogramme wie das von Airbus seien von der Größenordnung wie auch vom Zeitpunkt her ungewöhnlich, sagte Michael Wehran vom Bundesverband Zeitarbeit. Allerdings erfülle die Personaldienstleistungsbranche auch auf diese Weise eine wichtige arbeitsmarktpolitische Funktion.

Lufthansa Technik baut bei den Leiharbeitskräften ab

Bei dem zweiten großen Hamburger Luftfahrtunternehmen Lufthansa Technik zeigt die Tendenz bei der Beschäftigung von Leihkräften ebenfalls nach unten. In diesem Jahr werde die Zahl der Zeitarbeiter, die für die Lufthansa-Tochter tätig sind, weiter leicht sinken, sagte ein Firmensprecher. Derzeit beschäftige das Unternehmen in Hamburg 800 und bundesweit rund 1300 Leihkräfte, zum Jahreswechsel seien es in Deutschland noch etwa 1400 gewesen.

Das Geschäft mit der Wartung, Überholung und Reparatur von Flugzeugen leidet immer erst mit Verzögerung unter den Luftfahrtkrisen, wie die Historie zeigt. Nachdem die Fluggesellschaften im vergangenen Jahr empfindliche Ertragseinbußen hinnehmen mussten - ein Großteil von ihnen schreibt noch immer rote Zahlen -, geben sie nun den Preisdruck an ihre Dienstleister weiter. Im ersten Quartal 2010 war der Umsatz von Lufthansa Technik daher um knapp fünf Prozent gesunken.