Die Razzia gegen Umsatzsteuerbetrüger war umfangreicher als bekannt. In ganz Europa suchten Steuerfahnder und Polizisten nach Beweisen.

Frankfurt/Main. Die Razzia gegen Umsatzsteuerbetrüger vom Mittwoch war umfangreicher als bislang bekannt. In ganz Europa suchten Steuerfahnder und Polizisten nach Beweisen. Vier Männer wurden festgenommen, die Zahl der Verdächtigen steigt.

Die Großrazzia gegen Umsatzsteuerbetrüger vom vergangenen Mittwoch bringt immer neue Verdächtige. „Die Zahl der Beschuldigten weitet sich von Tag zu Tag aus“, sagte Chefermittler Günter Wittig am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. Zu Beginn der Durchsuchungen unter anderem bei der Deutschen Bank waren die Fahnder von 150 Beteiligten an einem schwunghaften Karussell zur Hinterziehung von geschätzten 180 Millionen Euro Umsatzsteuer ausgegangen. In den vergangenen Tagen seien immer mehr Beschuldigte hinzugekommen, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt. Eine genaue Zahl könne er aber noch nicht nennen.

Die Polizeiaktion, an der allein in Deutschland mehr als 1000 Beamte beteiligt waren, umfasste laut der federführenden hessischen Generalstaatsanwaltschaft etliche weitere europäische Länder. Allein in Großbritannien gebe es 50 Beschuldigte, sagte Wittig. Dort sei auch ein weiterer Verdächtiger wegen Fluchtgefahr festgenommen worden. In Deutschland hatten die Behörden aus dem gleichen Grund bereits drei Männer festgesetzt.

Auch in Belgien, Dänemark, Finnland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Tschechien, Zypern und weiteren nicht genannten Ländern wurden über die Rechtshilfe die örtlichen Ermittler aktiv und suchten nach Beweisen für die Betrugsmethode im Handel mit umweltrechtlichen Verschmutzungsrechten. Die beteiligten Handelsfirmen sollen in einem grenzüberschreitenden Kettengeschäft gezielt die Umsatzsteuer unterschlagen haben.

Die europaweit abgestimmte Aktion sei nach den ersten Eindrücken sehr erfolgreich verlaufen, sagte Wittig. Die Ermittler hatten am Mittwoch und vereinzelt auch noch am Donnerstag zugeschlagen und zahlreiche Beweise gesichert. Die Auswertung der werde Wochen und Monate dauern.

Neben der Steuerhinterziehung komme am Rande auch der Tatbestand der Geldwäsche für einige Verdächtige in Betracht, bestätigte der Chefermittler einen Bericht der „Bild-Zeitung“. Dies gelte aber ausdrücklich nicht für die sieben Beschäftigten der Deutschen Bank, die in der Abteilung für den Emissionshandel arbeiteten und weiterhin unter dem Verdacht der Steuerhinterziehung stehen.