Wäre Griechenland ein Unternehmen, müsste es jetzt Insolvenz anmelden. Stattdessen wendet sich das Land mit einem Hilfsgesuch an die EU und den Internationalen Währungsfonds.
Wäre Griechenland ein Unternehmen, müsste es jetzt Insolvenz anmelden. Stattdessen wendet sich das Land mit einem Hilfsgesuch an die EU und den Internationalen Währungsfonds. Athen braucht Geld, kann seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Die Griechen haben jahrzehntelang über ihre Verhältnisse gelebt, sich den Zugang zur Eurozone mit falschen Statistiken erschlichen und auch danach nur Halbwahrheiten über ihre tatsächliche Finanzlage an Brüssel übermittelt. Sie haben gelogen und betrogen, hätten den Euro - aus rein ökonomischer Sicht - niemals bekommen dürfen. Doch welches Land hätte die Gemeinschaftswährung nach den strengen Maastricht-Kriterien tatsächlich einführen und behalten dürfen? Selbst in Deutschland wurde getrickst, von Ländern wie Italien oder Belgien ganz zu schweigen.
Nahezu alle Staaten haben sich ihre Schuldenstände schöngerechnet - und machen es noch heute. Mit dem Fehlverhalten der anderen soll die Pleite Griechenlands nicht gerechtfertigt werden. Aber der Fall Athen zeigt, dass der Euro schon bei seiner Geburt mehr war als ein Wirtschaftsprojekt. Er sollte eine Region vereinen, für immer befrieden, deren Geschichte rot gefärbt ist von blutigen Konflikten. Um dies zu erreichen, waren die Politiker von einst bereit, ökonomisch ein Auge zuzudrücken. Ob dies ein Fehler war, man die Währung später einführen und strengere Kontrollen hätte durchsetzen müssen? Ja. Aber in der aktuellen Krise hilft dieser Blick zurück nicht weiter.
Europa muss seinem Partner Griechenland zur Seite stehen. Selbstverständlich müssen die finanziellen Hilfen an harte Bedingungen geknüpft und die Kontrollen aller Schuldenmacher in Europa verschärft werden. Doch diese Notwendigkeiten dürfen nicht den Blick auf das Jahrtausendprojekt Euro verstellen.