Japanischer Autohersteller will nach Pannenserie Produktionsabläufe radikal ändern.
Toyota-City. Aus 400 Düsen donnern unablässig Wassermassen auf den Toyota ein. Im Inneren des Autos tastet sich ein Ingenieur Millimeter für Millimeter mit einer Lampe an den Scheiben entlang, um den Wagen auf mögliche Lecks hin zu untersuchen. "Wir testen hier unter nahezu realen Umweltbedingungen", erläutert sein Kollege. Ein paar Meter weiter, vorbei an einem großen Schild mit dem Leitmotiv "gutes Produkt, gutes Denken", testen andere Ingenieure einen Pkw unter Extremtemperaturen zwischen minus 40 und plus 120 Grad.
Ortstermin bei Toyota in der gleichnamigen Stadt. Der weltgrößte Autokonzern hat die Weltpresse eingeladen, um der globalen Öffentlichkeit erstmals einen kleinen Einblick in das Herz des Konzerns zu geben: dem Qualitätskontrollzentrum. In den penibel sauber gehaltenen Hallen wird das vollbracht, was Japans Branchenprimus in den vergangenen Jahren zum Maß aller Dinge der gesamten Industrie gemacht hat. Denn Toyota steht schlechthin für das Qualitätsmanagement des "Kaizen" mit dem Ziel einer Nullfehlerquote.
Doch seit Toyota weltweit mehr als acht Millionen Autos zurückrufen musste, um Gaspedalen und Fußmatten zu richten, ist das Image als Qualitätsvorbild angekratzt. Das Ziel, Nummer eins der Welt werden zu wollen, koste es was es wolle, gilt als eine der Hauptursachen für das Debakel. Unter so einem selbst gesetzten Druck versagen interne Kontrollmechanismen Experten zufolge sehr schnell.
Nun will Toyota gegensteuern. Erstmals tagte gestern Toyotas neues Sonderkommitee zur globalen Qualitätssicherung. Sämtliche Qualitätsstandards im Konzern sollen auf den Prüfstand gestellt und Abläufe radikal neu gestaltet werden. "Wir werden alles nur Mögliche tun, um das Vertrauen der Kunden wiederzuerlangen", sagte Konzernchef Akio Toyoda. Dass er nun erstmals Journalisten aus aller Welt einen Einblick in die heiligen Hallen der lange gepriesenen Qualitätssicherung gewährt, hat einen einfachen Grund: Der Öffentlichkeit zu zeigen: "Seht her, wir tun was." Die Bilder der Fotografen und Fernsehteams sollen diese Botschaft in alle Welt tragen, auch wenn sie letztlich nur zeigen, was Toyota ohnehin schon lange macht.
Eines der wichtigsten Ziele des neuen Gremiums ist es, die Kommunikation zwischen der japanischen Zentrale und den weltweiten Niederlassungen zu verbessern. Auf diese Weise will man schneller auf Kundenbeschwerden reagieren können, etwas was Toyota lange versäumte. Neu eingesetzte Qualitätschefs für Europa, Nordamerika, China und andere wichtige Regionen sollen mehr Einfluss erhalten und Kundenbeschwerden in ihren Regionen direkt in die Zentrale übermitteln. Zudem sollen neue Trainingszentren gegründet und mehr Qualitätsexperten ausgebildet werden.
Mit der Steigerung der eigenen Qualitätsstandards besinnt sich Toyota letztlich wieder seiner eigenen alten Unternehmensphilosophie. Die Qualitätskontrolle und Toyotas ebenso berühmtes Produktionssystem werden weiter angewandt, nur eben mit radikalen Verbesserungen. Experten schließen nicht aus, dass Toyota am Ende sogar gestärkt aus der gegenwärtigen Situation hervorgehen wird. Die nun erzwungenen Verbesserungen samt neuer Sicherheitskomponenten könnte der Konsument am Ende auch bei den anderen Herstellern erwarten - was die weltweite Konkurrenz manchen Experten zufolge noch zu spüren bekommen könnte.