Der Hickhack um den zurückgezogenen Milliardenauftrag für die USA geht weiter. Das Pentagon will die Abgabefrist verlängern.
Frankfurt/Paris. EADS steigt womöglich doch wieder in das Rennen um den milliardenschweren Tankerauftrag der US-Luftwaffe ein. Nachdem das Pentagon am Donnerstag seinen Wunsch nach einer Bewerbung des Airbus-Mutterkonzerns kundgetan habe, werde nun „der neue Sachstand geprüft“, teilte EADS am Freitag mit. Das Pentagon erklärte, EADS habe um eine Verlängerung der Bewerbungsfrist um 90 Tage gebeten. Das US-Verteidigungsministeriums werde dies prüfen.
Vor anderthalb Wochen hatten sich der Europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern und sein US-Partner Northrop Grumman überraschend zurückgezogen. Zur Begründung hieß es, die Ausschreibung sei für den US-Konkurrenten Boeing maßgeschneidert worden und die Europäer hätten mit ihrem größeren Tanker keine Chance mehr. Der Auftrag, den EADS bereits zugesprochen bekommen hatte, bevor er nach Protesten von Boeing neu ausgeschrieben wurde, hat ein Volumen von 35 Milliarden Dollar (26 Milliarden Euro). Das Pentagon will 179 neue Tankflugzeuge bestellen.
Der Rückzug von EADS hatte einen Sturm der Entrüstung in Berlin, Paris und London ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel, der französische Staatschef Nicolas Sarkozy und der britische Premier Gordon Brown hatten der US-Regierung vorgeworfen, den europäischen Konkurrenten aus dem Rennen gedrängt zu haben. Am Donnerstag hieß es dann aus dem US-Verteidigungsministerium, ein Angebot von EADS North America als Hauptauftragnehmer für das Tankflugzeug würde „begrüßt“, wie EADS erklärte.
Ob der Konzern nun abermals seinen Hut ins Rennen wirft, hänge noch von mehreren Entscheidungsfaktoren ab, heißt es in der Erklärung vom Freitag: „Letztlich wird das Unternehmen nur dann ein Angebot abgeben können, wenn nach Auswertung aller relevanten Faktoren eine faire Chance besteht, die Ausschreibung gewinnen zu können.“
Die aktuelle Äußerung des Pentagons sei zwar ein positives Zeichen, räume aber „trotzdem nicht EADS' grundsätzliche Bedenken aus dem Weg, dass die Ausschreibung auf ein kleineres, leistungsschwächeres Flugzeug zugeschnitten ist und das zusätzliche, überlegene Leistungsportfolio, das unser Flugzeug bieten könnte, nicht genügend berücksichtigt“, erklärte der Konzern.
Die demokratische US-Senatorin Patty Murray reagierte verärgert auf die Möglichkeit einer Fristverlängerung. Es sei nicht die Zeit, amerikanische Soldaten und Arbeiter warten zu lassen, während eine ausländische Firma sich nicht entscheiden könne, sagte Murray.