Erst ein Handy, nun das Fernsehen: Der Internetgigant Google will mit einem neuen Gerät Dienste wie Twitter auf die Mattscheibe bringen.

New York. Der umstrittenen Internetgigant Google will jetzt offenbar das Fernsehen verstärkt ins Internet bringen. Berichten von Medien zufolge arbeitet der Konzern mit den Unternehmen Sony und Intel an einem Fernsehprojekt. Die Idee sei eine TV-Plattform, die den Zuschauern gleichzeitig die Navigation zwischen Internetanwendungen wie Twitter oder sozialen Netzwerken ermögliche, schreibt die „New York Times“ unter Berufung auf Kreise. Die Plattform soll auf Intel-Chips und dem Google-Betriebssystem Android aufbauen, das auch auf diversen Smartphones läuft. Einen Prototypen für eine Set-Top-Box gebe es bereits. Die Unternehmen wollten sich zu den Plänen nicht äußern.

Google teste einen neuen Dienst, mit dem Nutzer nach Fernsehsendungen bei YouTube oder im Satelliten-TV suchen könnten, berichtete das „Wall Street Journal“ Anfang März. Für Intel wäre das Projekt ein neuer Anlauf, seinen Einflussbereich von Computern auf Fernseher auszuweiten. Zudem sei der Fernbedienungshersteller Logitech sei ins Boot geholt worden, heißt es in dem Bericht. Auch Sony könnte sich mit dem Projekt einen Vorteil im hart umkämpften Markt für Fernseher verschaffen. Nach Angaben des „Wall Street Journals“ arbeitet der japanische Elektronikkonzern daran, Googles Betriebssystem Android auf seine Fernseher zu bringen.

Einige Fernseher und Set-Top-Boxen ermöglichen den Zugang zum Internet oder zu ausgewählten Inhalten. Elektronikhersteller wie Samsung oder Panasonic haben in viele Flachbildfernseher einzelne Internetangebote von Yahoo über sogenannte Widgets integriert. Konzerne wie die Deutsche Telekom sehen in der Zusammenführung von Telekommunikation, Internet und Unterhaltungsmedien Wachstumschancen. Ein Sony-Sprecher sagte der „New York Times“, er wisse nichts von einem solchen Vorhaben. Intel und Logitech suchen dem Bericht zufolge aber in Stellenausschreibungen nach Entwicklern mit Android- Erfahrung.

Am Dienstag war bekannt worden, dass Googles erstes eigenes Handy „Nexus One" sich nur schleppend verkauft. In den ersten 74 Tagen habe der Suchmaschinenspezialist 135.000 Geräte an den Mann gebracht, teilten die US-Marktforscher von Flurry mit. Im gleichen Zeitraum hatte Apple im Jahr 2007 sein erstes „iPhone“ zum Marktstart eine Million Mal abgesetzt. Motorola lag mit seinem „Droid“, das Ende 2009 herauskam und mit Googles Betriebssystem Android ausgestattet ist, sogar leicht drüber.

Google zeigte sich allerdings zufrieden mit dem Verkaufsstart. Der Internet-Konzern hatte mit seinem ersten eigenen Handy einen neuen Vertriebsweg eingeschlagen: Er verkauft das Gerät seit Januar ausschließlich über einen eigenen Webshop und nicht wie üblich über die Mobilfunk-Provider. Die amerikanischen Konsumenten seien es nicht gewohnt, ihre Handys auf diesem Weg zu kaufen, sagte Flurry-Chef Peter Fargo der Nachrichtenagentur Bloomberg. Google gehe es vor allem darum, neue Vertriebswege zu erproben, schätzen Experten. Ein weiterer Hemmschuh könnte Vertragspartner T-Mobile sein, der in den USA nur den vierten Platz unter den großen Mobilfunkanbietern belegt. Mittlerweile lässt sich das „Nexus One“ in den USA aber auch im schnellen 3G-Netz von Branchengröße AT&T nutzen.

In Großbritannien soll das „Nexus One“ in Kürze erstmals direkt über einen Mobilfunk-Provider angeboten werden. Vodafone nimmt bereits Vorbestellungen an, ein Termin für den Verkaufsstart ist allerdings noch nicht bekannt. Ebenfalls offen ist, wie und wann das „Nexus One“ in Deutschland auf den Markt kommen wird. Apples „iPhone“ feierte Mitte 2007 Premiere und bereitete allen nachfolgenden Handys mit berührungsempfindlichem Bildschirm den Weg. Smartphones mit Googles Betriebssystem Android – wie Motorolas „Droid“ – sind seit 2008 auf dem Markt. Das „G1“ von HTC mit aufklappbarer Tastatur war das erste einer ganzen Reihe von Modellen. HTC stellt für Google auch das „Nexus One“ her.

Die ungewöhnliche Zeitspanne der Messung von Flurry geht auf Apple zurück: Der Elektronikkonzern hatte nach genau 74 Tagen sein millionstes „iPhone“ verkauft. Im wichtigen Weihnachtsquartal 2009 - zweieinhalb Jahre nach der Einführung des ersten Modells – verkaufte der Konzern 8,7 Millionen seiner Handys. Im boomenden Markt der Smartphones wird inzwischen mit harten Bandagen gekämpft: Anfang des Monats reichte Apple eine Patentklage gegen HTC ein. Googles Produktionspartner, so der Vorwurf, habe in 20 Punkten beim iPhone abgekupfert.