Was bedeutet die Griechenland-Krise für den Tourismus? Wird der Pauschalurlaub auf Kreta, Rhodos oder Zakynthos jetzt teurer? Wie wirken sich die versprochenen Sparmaßnahmen auf Individualurlauber aus? WELT ONLINE hat bei deutschen Reiseveranstaltern nachgefragt.

Die deutschen Reiseveranstalter rechnen nicht damit, dass sich Urlaubsreisen nach Griechenland wesentlich verteuern. „Die Kataloge sind gedruckt und die Preise stehen damit fest. Sollte sich das Kerosin verteuern, müssten Urlauber zwar mit Zuschlägen rechnen, davon kann derzeit aber keine Rede sein“, sagt Christiane Pilz, Verkaufsleiter von Attika Reisen. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Preise sogar um bis zu sieben Prozent gefallen.

Die Touristikerin räumt aber ein, dass die angekündigte Erhöhung der Mehrwertsteuer und die Anhebung der Benzinpreissteuer für Individualreisende „kleine Unwägbarkeiten“ mit sich brächten.

Dennoch rechnet sie nicht damit, dass die Buchungszuwächse der ersten Monate dieses Jahres von sechs Prozent im Vergleich zu 2009 wegen der griechischen Finanzkrise nun einbrechen: „Wir haben viele Stammgäste, und die wissen genau, wie sie günstig durch das Land kommen. Wer erstmals nach Griechenland reist und besonders auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achtet, dem empfehlen wir Kreta, Korfu und Rhodos.“

Die TUI, Deutschlands größter Reiseveranstalter, äußert sich ähnlich: „Die Katalogpreise sind längst verhandelt und stehen fest, daran ändert sich nichts“, so Pressesprecherin Romana Voet. Der Tourismus sei Griechenlands wichtigster Wirtschaftszweig, daher wären Einsparungen in diesem Bereich absolut nicht sinnvoll.

Nach Spanien, Deutschland und der Türkei steht Griechenland, was die Beliebtheit unter den TUI-Gästen angeht, auf dem 4. Platz. Voet: „Insgesamt liegen die Buchungszahlen zwar leicht unter denen des Vorjahres, einige Regionen wie Korfu, Santorin und der Athener Raum verzeichnen allerdings teilweise ein zweistelliges Plus.“ Genaue Zahlen kann die TUI als börsennotiertes Unternehmen nicht veröffentlichen.

Das griechische Sparprogramm sieht neben der Erhöhung des Mehrwertsteuersatz von 19 auf 21 Prozent sowie höheren Kraftstoffpreisen steigende Steuern auf Tabak und Spirituosen vor. Obwohl Betreiber von Ferienresorts mit Rundumversorgung davon indirekt betroffen sind, weil zu ihrem inkludierten Leistungsumfang meist auch alkoholische Getränke gehören, wird beispielsweise Robinson Club in seinen zwei Anlagen auf Kos und Kreta „die Preise in dieser Saison nicht erhöhen“, versichert Pressesprecherin Sabine Ernst. In Griechenland endet die Urlaubersaison am 31. Oktober.

Auch bei Thomas Cook und Neckermann Reisen – beide Veranstalter firmieren unter dem Dach der Thomas Cook AG – können Griechenlandreisende mit stabilen Preisen rechnen, mehr noch: „Gegenüber dem Sommer 2009 sind Griechenland-Reisen um vier Prozent günstiger geworden. Da die Preisverhandlungen mit Hoteliers und Airlines bereits im letzten Jahr geführt wurden, haben diese Vergünstigungen nichts mit der aktuellen Situation zu tun“, so Mathias Brandes, Leiter Kommunikation. Sollten Hotels und Fluggesellschaften weitere Preisnachlässe gewähren, würden diese an die Kunden weitergegeben.

Quelle: Welt Online