"Die Mitarbeiter sind empört. Es liegt kein Grund für weitere Sparmaßnahmen vor", sagte Rainer Kruppa, Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Vattenfall Europe, zu den geplanten Sparmaßnahmen des Stromkonzerns, der seine Kosten jährlich um 180 Millionen Euro senken will. Wie berichtet, sollen bundesweit bis zu 1500 Stellen bei dem 21 000 Mitarbeiter starken Unternehmen wegfallen. Auch der Standort Hamburg mit seinen 4100 Beschäftigten ist betroffen. Zudem sollen freiwillige Leistungen aus alten Tarifverträgen wegfallen.

Gestern machten rund 2500 Beschäftigte ihrem Ärger Luft. "Jeder Mann und jede Frau sind gegen den Sozialklau!" stand auf Spruchbändern, mit denen sie an den Vattenfall-Standorten in der City Nord, in Bramfeld und Tiefstack gegen die Pläne protestierten. "Vor einem Jahr haben wir einen neuen Konzerntarifvertrag vereinbart. Jetzt fühlen sich die Beschäftigten maßlos unter Druck gesetzt", so Kruppa. Er beklagt, dass der große Vattenfall-Konzern in Deutschland vor einem Jahr in 15 kleinere Einheiten wie etwa Kundenservice und Informationstechnologie aufgespalten wurde. Für jede gibt es einen eigenen Betriebsrat, dessen Verhandlungsposition wegen der geringeren Mitarbeiterzahl schwächer sei als bei einem Großunternehmen mit vielen Beschäftigten. "Mit solchen Mitteln kann man keine Mitarbeiter motivieren", sagte Bettina Kleeberg, Geamtbetriebsratsvorsitzende vom Bereich Business Services.

Neben den schon bekannten Kürzungen könnte weiteres Ungemach auf die Mitarbeiter zukommen. Laut Alexander Heieis, Betriebsratschef vom Netzservice, erwägt Vattenfall den Bereich Metering, also das Geschäft mit Stromzählern, in eine Gesellschaft mit niedrigeren Löhnen auszugliedern. In Hamburg wären 100 Beschäftigte betroffen, in Berlin 150.

Die Gewerkschaft Ver.di hat für heute zu einem Protestzug gegen das Sparkonzept aufgerufen, der auch vor die schwedische Botschaft in Berlin führen soll. Der Mutterkonzern von Vattenfall Europe gehört dem schwedischen Staat. Die deutsche Tochter Vattenfall Europe ist der wichtigste Konzernteil, der für gut die Hälfte der Erlöse verantwortlich ist. Einige Hamburger Beschäftigte nehmen laut Ina Morgenroth, Gewerkschaftssekretärin bei der IG Metall, an der Demo teil. Eine organisierte Fahrt nach Berlin gibt es nicht, weil noch Friedenspflicht herrscht und nur in der Freizeit demonstriert werden darf.