Nach monatelangem Ringen um die Finanzierung der Opel-Rettung geben die Amerikaner dem Druck aus Europa nach. General Motors stockt die Mittel für die Sanierung von 600 Millionen auf 1,3 Milliarden auf. Bundesregierung und Arbeitnehmervertreter hatten stets einen größeren Beitrag gefordert.
Von Rüsselsheim bis Genf waren die Opel-Manager mit ihrem Elektro-Auto Ampera gefahren, erstmals hatte das E-Mobil mit Generator eine derart lange Strecke zurückgelegt. Da stand er nun in Halle 2 auf dem Genfer Autosalon, bespritzt, staubig und schmutzig zwischen alle den Hochglanzkarossen.
Aus lauter Stolz über die erfolgreiche Erstlingsfahrt hatten die Opelaner ihren Ampera nicht mehr poliert vor Messebeginn, alle sollten sehen: Das E-Auto aus Rüsselsheim ist langstreckentauglich. Das, so erwarteten die Fachleute, wäre der Clou der Rüsselsheimer für Genf gewesen. Doch dann sorgte Opel-Chef Nick Reilly für die eigentliche Sensation: Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) stockt seine Mittel zur Sanierung von Opel auf 1,3 Mio. Euro auf.
Nach monatelangem Ringen verdreifacht GM damit die eigenen Mittel zur Rettung der Europatochter. Bislang wollten die Amerikaner nur 600 Mio. Euro zuschießen. Mehr sei nicht drin, hatte Reilly immer wieder betont. Der gerade der Insolvenz entronnene Mutterkonzern sei mit US-Steuermitteln wieder flott gemacht worden.
Und Geld der amerikanischen Steuerzahler dürfe nicht ins Ausland fließen, das habe das US-Finanzministerium klar gemacht, so Reilly. Nun geht es also doch. „Die Amerikaner, GM und die Regierung, haben verstanden, dass sie dem US-Autobauer insgesamt schaden, wenn sie uns hängen lassen“, sagte ein Opel-Manager WELT ONLINE.
Das Geld soll zum Teil als Eigenkapital als auch in Form von Krediten fließen. „Es steht uns ab sofort zur Verfügung, wir können es in dem Moment abrufen, in dem wir mit der Restrukturierung beginnen“, sagte ein Opel-Manager. „Wir hoffen jetzt, dass der Beitrag von GM als wichtiger Meilenstein in unserem Bemühen gesehen wird, mit Hilfe von Bürgschaften die noch verbleibenden Finanzierungslücken überbrücken zu können“, sagte Reilly.
Sowohl die Bundesregierung als auch die Arbeitnehmervertreter hatten betont, Unterstützung im Form von finanziellen Hilfen des Staates und auch von Seiten der Mitarbeiter könne es nur geben, wenn GM bereit sei, seinen Beitrag für Opel deutlich aufzustocken.
Opel hatte die Kosten für die Sanierung bislang mit 3,3 Milliarden Euro angegeben, 2,7 Mrd. sollen von den europäischen Ländern mit Opelstandorten kommen, weitere 265 Mio. Euro pro Jahr von den Mitarbeitern, die Einbußen bei den Löhnen akzeptieren wollen. Mit dem Geld von GM sei man „einen Schritt weiter“, sagte ein Opel-Manager. „Aber wir brauchen weiter Hilfe von den Regierung, nur nicht mehr im bislang geschätzten Ausmaß.“ Derzeit hofft man bei Opel auf rund zwei Mrd. Euro Staatshilfen.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) reagierte zunächst zurückhaltend auf die Mitteilung der Hilfen von GM für Opel. Es seien noch eine Menge Fragen zu klären. Auch der Wirtschaftsausschuss des Bundestages sieht noch „derzeit 38 offene Punkte“. Positiver reagierte Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz: „Die Entscheidung von GM ist richtig, aber sie war längst überfällig.
Wir haben wertvolle Monate verloren und könnten mit der Sanierung längst einen wichtigen Schritt weiter sein.“ Die Verhandlungen über Beiträge der Arbeitnehmer zur Opel-Rettung hätten nun „erstmals ein solides Fundament“, sagte er WELT ONLINE.
Doch nach Worten von Franz ist Opel auch mit der Zusage von GM und möglichen Staatshilfen noch nicht über den Berg. „Magna hatte zur Sanierung des Unternehmens rund 4,5 Milliarden Euro veranschlagt. Und das ist realistisch.“