Wenn die Deutsche Telekom eine Garantie für die Dividende verspricht mag das schön sein für die Aktionäre, gut für den Konzern ist das nicht. Telekom-Chef René Obermann zahlt nicht nur die Dividende aus der Substanz, ihm fehlen dann auch die Mittel für notwendige Investitionen.

Es spricht nicht für die Deutsche Telekom, dass sie es nötig hat, sich auf eine längerfristige Dividendenpolitik festzulegen und eine Mindestausschüttung über Jahre zu garantieren. Denn es muss klar sein, dass Konzernchef René Obermann eine solche Aussage nur aus einem Grund macht: Er will den Kurs pflegen und die Aktionäre von der Flucht abhalten.

Zwischen den Zeilen bedeutet das leider auch, dass er für die Telekom keine Wachstumsphantasie sieht. Denn sonst hätte er diese Festlegung nicht nötig. Natürlich ist es für den Anleger gut, wenn er weiß, dass er auch in den nächsten Jahren eine stabile Dividende zu erwarten hat. Allerdings hat das einen Preis. Schon in den vergangenen Jahren hat die Telekom pro Aktie mehr Geld ausgeschüttet, als sie Gewinn gemacht hat. Das bedeutet aber, dass sie von ihrer Substanz zehrt.

Ein solcher Raubbau hat Folgen. Die Telekom muss in den kommenden Jahren enorme Investitionen stemmen und zwar sowohl im Festnetz als auch in den Mobilfunknetzen. Die Mobilfunknetze stehen vor ihrer nächsten technologischen Generation, die Aufrüstung wird Milliarden verschlingen. Das beginnt schon mit der Versteigerung der Frequenzen, die im April in Deutschland startet.

Hohe Summen verschlingen auch die Modernisierung und der Ausbau der Handynetze in den USA, an denen Obermann nicht herumkommt, will er nicht noch mehr Kunden verlieren. Eine Gewinnwarnung hat ihm dieser gefährliche Trend schon beschert. Aber auch das deutsche Festnetz wird künftig das Geld der Telekom wie ein Schwamm aufsaugen. Obermann muss sich der Konkurrenz der TV-Kabelnetzbetreiber erwehren, die schnellere Internetzugänge zu günstigeren Preisen anbietet als er es kann.

Wehren kann er sich nur mit schnellen aber auch teuren Glasfasernetzen, die er möglichst nah an seine Kunden heranführen muss. Da allerdings künftig aufgrund der scharfen Konkurrenz und des Preisverfalls die Bareinnahmen für den Konzern geringer ausfallen als in der Vergangenheit, ist schon so der finanzielle Spielraum für Obermann klein.

Die Festlegung auf eine Mindestdividende schränkt seine strategischen Möglichkeiten noch weiter ein. Langfristig kann das dem Kurs nicht gut tun. Kurzfristig schon. Deswegen ist die Behauptung richtig, dass Obermann vor den Finanzmärkten eingeknickt ist.

Quelle: Welt Online