Der Aufsichtsrat hat den Vertrag des Spitzenmanagers um drei Jahre verlängert. Zuletzt gab es jedoch Ärger mit der Belegschaft.

Stuttgart. Seit Anfang 2006 steuert Daimler-Chef Dieter Zetsche den Stuttgarter Autokonzern. Jetzt hat der Aufsichtsrat den Vertrag des Spitzenmanagers um weitere drei Jahre bis Ende 2013 verlängert, allerdings dürfte es dabei hitzige Debatten gegeben haben. Denn die Arbeitnehmervertreter waren verärgert über Zetsches Entscheidung, die C-Klasse-Produktion von Sindelfingen nach Bremen und in die USA zu verlagern. Zwar peilt der Premiumhersteller in diesem Jahr ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von mehr als 2,3 Milliarden Euro an. Für

2009 mussten die Stuttgarter wegen der weltweiten Autokrise allerdings einen EBIT-Verlust von 1,5 Milliarden Euro in der Bilanz verbuchen.

Seit seinem Amtsantritt hat 56-jährige Manager mit dem markanten Schnauzbart den Konzern kräftig durcheinandergewirbelt. Er zog 2007 einen Schlussstrich unter das Milliardendebakel in den USA – die rote Zahlen schreibende US-Tochter Chrysler wurde verkauft. Bei der Kernmarke Mercedes, die Verluste einfuhr, als Zetsche den Daimler-Chefposten übernahm, wurden Tausende Stellen gestrichen.

Trotz seines Images als Aufräumer gilt Zetsche, dem Bekannte ein phänomenales Zahlengedächtnis attestieren, als Sympathieträger. Lange Zeit hatte er Rückhalt auch für unpopuläre Maßnahmen in der Belegschaft. Nicht nur den Stellenabbau bei Mercedes-Benz akzeptierten die Beschäftigten, auch Kurzarbeit und Lohnkürzungen in der Wirtschaftskrise. Erster Widerspruch regte sich, als der Vorstandschef den Verbleib von Mercedes in der Formel 1 ankündigte. Der Betriebsrat hatte sich für einen Ausstieg aus der kostspieligen Rennserie starkgemacht.

Endgültig zum Konflikt kam es mit der Entscheidung Ende vergangenen Jahres, die C-Klasse ab 2014 in Deutschland nur noch in Bremen und zusätzlich in den USA zu produzieren. Die Belegschaft in Sindelfingen reagierte mit wildem Protest; mehrfach standen die Bänder still. Erst als das Unternehmen zusicherte, die Arbeitsplätze der rund 37.000 Beschäftigten im Mercedes-Werk in Sindelfingen bis zum Jahr 2020 zu sichern, trat Ruhe ein.

Seit mehr als 30 Jahren bei Daimler

Zetsche kennt Daimler so gut wie kaum ein anderer. Seit mehr als 30 Jahren ist er bei dem Autobauer tätig – in wechselnden Positionen in unterschiedlichen Ländern. Direkt nach seinem Studium der Elektrotechnik stieg der in Istanbul geborene, aber in Deutschland aufgewachsene Zetsche im Forschungsbereich bei der damaligen Daimler Benz AG ein.

In den Folgejahren sammelte er bei diversen Auslandstätigkeiten Erfahrung, leitete bereits im Alter von 35 Jahren den Entwicklungsbereich von Daimler Benz in Brasilien, wurde 1989 Präsident des Autobauers in Argentinien, bis er 1991 zur Nutzfahrzeug-Produktionsgesellschaft Freightliner Corp. in die USA wechselte. Im Jahr 2000 übernahm Zetsche den Chefposten bei dem 1998 erworbenen US-Hersteller Chrysler, um das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Zetsche strich Arbeitsplätze, machte Produktionsstätten dicht und fuhr so die für den Markt überdimensionierte Produktion deutlich zurück.