Henning Kreke verrät, wie sich der Konzern gegen Billigkonkurrenz wappnet und welche Pläne es für die Hamburger Tochter Thalia gibt.
Hamburg. 2010 ist für Douglas ein ganz besonderes Jahr: Vor 100 Jahren eröffnete am Hamburger Jungfernstieg die erste Douglas-Parfümerie, deren Wurzeln zurückreichen bis zur 1821 ebenfalls in der Hansestadt gegründeten Seifenfabrik J. S. Douglas Söhne. Heute vereint Douglas nicht nur die Parfümerien unter dem Dach der in Hagen ansässigen Holding, sondern auch die Geschäftsfelder Schmuck (Christ), Bücher (Thalia), Mode (AppelrathCüpper) und Süßwaren (Hussel). In den nächsten 24 Monaten will die Douglas-Gruppe in Hamburg eine Handvoll neuer Geschäfte eröffnen. "Allerdings sind die Toplagen in Hamburg auch international stark gefragt, sodass es sehr schwierig ist, gute neue Standorte zu attraktiven Konditionen zu finden", sagte Henning Kreke, Vorstandschef der Douglas-Gruppe. Das Abendblatt sprach mit Kreke über den Handelskonzern, an dem er und sein Vater Jörn Kreke mit gut zwölf Prozent beteiligt sind, über Mondpreise bei Parfüms, gefälschte Produkte und die Thalia-Buchhandelskette aus Hamburg, die seit 2001 zu Douglas gehört.
Abendblatt: Sie vereinen Schmuck, Kosmetik und Mode in einem Konzern. Wie fühlt man sich als Mann in dieser weiblichen Welt?
Henning Kreke: Ich fühle mich damit sehr wohl. Das sind alles tolle Produkte für einen Händler und Kaufmann.
Abendblatt: Sind Sie in Ihren Filialen als unangemeldeter Testkäufer gefürchtet?
Kreke: Im Gegenteil - in der Regel freuen sich unsere Filialteams über meine Besuche. Und ich verbringe viel Zeit in unseren Filialen, meistens drei Tage die Woche. Dabei komme ich immer unangemeldet, außer vielleicht, wenn die Buschtrommeln schneller waren (lacht). Alles andere wäre auch schlecht fürs Geschäft, weil die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wahrscheinlich immer gucken würden, wann ich denn nun komme.
Abendblatt: Aber es wird ja nicht immer alles perfekt sein. Was kann Sie auf die Palme bringen?
Kreke: Schlechte Warenpräsentation. Wenn etwa die Schaufenster leer oder schlecht dekoriert sind und kein Dekorateur zu sehen ist, rufe ich den Bereichsleiter an und erkundige mich nach den Ursachen. In die Filiale gehe ich dann aber meistens nicht. Ich komme ja nicht, um mich mit den Mitarbeitern herumzuärgern, sondern um mich bei ihnen für ihre Leistung zu bedanken.
Abendblatt: In Sichtweite fast jeder Douglas-Filiale lockt inzwischen eine Drogerie mit Schnäppchen bei Cremes und Düften. Eine Bedrohung?
Kreke: Die meisten Drogerien sind heute sauber und aufgeräumt. Das war nicht immer so. Und wir leben in Zeiten, in denen viele Kunden intensiver über Preise nachdenken und meinen, man müsse ja nicht unbedingt den Duft oder Lippenstift einer Luxusmarke benutzen.
Abendblatt: Wie reagieren Sie, um die Kunden nicht zu verlieren?
Kreke: Zunächst einmal setzen wir noch stärker auf das Service- und Dienstleistungsangebot. Und wir rücken besondere Angebote wieder etwas stärker in den Vordergrund. Darüber hinaus weisen wir einige unserer Lieferanten darauf hin, dass ihre Preisvorstellungen - insbesondere für den deutschen Kunden - teilweise unrealistisch in die Höhe geschnellt sind. Einige Hersteller haben ihre Preise in den vergangenen Jahren jeweils zwischen drei und fünf Prozent erhöht und kommen so zu unrealistischen Verkaufspreisempfehlungen. Da zählt auch nicht das Argument, dass sich diese Produkte in Russland oder China zu diesen Preisen gut verkaufen, denn unsere Kunden haben nicht die Mentalität der superreichen Russen.
Abendblatt: Werden die Hersteller den Anstieg der Preise stoppen?
Kreke: Ich hoffe das sehr. Für 2010 rechnen wir mit stabilen Preisen. Bei den Herstellern darf nicht mehr das Wunschdenken, sondern die Verkaufsfähigkeit die Preisempfehlungen bestimmen. Es ist ja niemandem geholfen, wenn die Produkte in den Regalen des Handels schlummern. Nicht umsonst setzen auch wir daher stärker auf Exklusiv- und Eigenmarken, wo wir die Hoheit über Preise und Spanne haben.
Abendblatt: Viele Drogerien nutzen insbesondere Düfte als Lockvogel für die Kunden und bieten sie 20 Prozent günstiger an. Dadurch wird der Preis doch ohnehin nach unten gedrückt.
Kreke: Das stimmt. Allerdings ist nicht immer sichergestellt, dass es sich bei diesen Lockvogelangeboten - gerade auch im Internet - stets um Originalware handelt. Viele unserer Lieferanten beteuern häufig, dass die Ware für diese Angebote nicht von ihnen stammt und dass die Einkaufsquellen daher eigentlich nur im Graumarkt liegen können. Ich würde allen Kunden empfehlen, beim Kauf von Kosmetikprodukten immer ganz sicher zu gehen, dass es sich um Originalware handelt. Gerade auch, weil diese Produkte mit dem Körper in Berührung kommen.
Abendblatt: Den Druck der Drogeriemärkte spüren Sie nicht nur in der Fußgängerzone, sondern auch im Douglas-Konzern. Dort hat sich der Selfmademilliardär Erwin Müller eingekauft, der mit seinen fast 600 Drogerien reich geworden ist und mit Ihnen gemeinsam die Einkaufslogistik organisieren wollte.
Kreke: Ja, Herr Müller ist mit drei Prozent an der Douglas-Gruppe beteiligt. Wir sehen allerdings keine Synergien in Einkauf und Logistik.
Abendblatt: Seit 2001 gehören Ihnen 75 Prozent der erfolgreichen Buchhandelsgruppe Thalia. Geht das Wachstum bei Thalia weiter?
Kreke: Ja, in diesem Jahr werden wir fünf bis zehn neue Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz eröffnen.
Abendblatt: Gerade hat Apple das Lesegerät iPad vorgestellt. Diese Konkurrenz zum gedruckten Wort könnte auch dem Buchhandel den Todesstoß versetzen.
Kreke: Ich habe das iPad noch nicht live gesehen, sondern nur auf Fotos. Daher kann ich nur schwer beurteilen, ob das iPad optisch und auch funktional das Potenzial hat, um den Markt wirklich umzukrempeln. Das ist Apple mit dem iPod in der Musikbranche gelungen. Obwohl der iPod ja eigentlich nur ein "sexy" Nachfolger des Walkman der 80er-Jahre ist, hat er den Musikmarkt revolutioniert. Das merke ich auch an meinen Kindern.
Abendblatt: Diese Revolution hat dazu geführt, dass Musikstücke heute millionenfach gratis weitergegeben werden...
Kreke: Aber in Deutschland gilt die Buchpreisbindung - auch im Internet. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Und das digitale Buch wird das gedruckte Buch bis auf Weiteres nicht ersetzen können, wie übrigens auch der Onlinehandel den stationären Handel nicht komplett verdrängt. Das konnte man vor Weihnachten wieder sehen: Die Buchläden waren rappelvoll. Auch wenn der Internethandel dieser Tage wieder über zweistellige Wachstumsraten jubelt, erreichen Online- und Versandhändler gerade mal knapp acht Prozent vom Umsatz des gesamten Handels.
Abendblatt: Lesen die Deutschen wieder mehr?
Kreke: Wir meinen ja. Und wir rechnen auch für das laufende Jahr mit einem leicht steigenden Absatz.