Die Finanzkrise hat für mache auch eine gute Seite: Immer mehr Anleger interessieren sich dafür, wie ihr Geld angelegt wird. Hier sorgen die Marktführer Umweltbank und GLS Bank für Transparenz. Deshalb können sie den Ansturm der Kunden kaum verkraften. Doch nun droht Konkurrenz aus dem Ausland.

Das sind Sorgen, die andere Privatkundenbanken auch gerne hätten. "Wir sind letztes Jahr nur so gering gewachsen, weil wir die Kapazität nicht entsprechend ausbauen konnten", sagt Thomas Jorberg, Chef der Öko-Bank GLS aus Bochum. Mit "gering gewachsen" beschreibt der Vorstandsvorsitzende eine Steigerung der Bilanzsumme im vergangenen Jahr um 33 Prozent, des Einlagenvolumens um 37 Prozent und der Kundenzahl um 18 Prozent.

Auch die Umweltbank, die Konkurrenz aus Nürnberg, musste in den vergangenen Monaten schauen, wie sie mit der Nachfrage nach Solarkrediten oder dem mit 1,25 Prozent verzinsten Mietkautionskonto fertig wird. Nicht jeder Kunde konnte gleich bedient werden. Die Zahlen für 2009 unterstreichen dies: Bilanzsumme plus 30 Prozent, Einlagen plus 40 Prozent, Kundenzahl plus 15 Prozent.

Die Gewinne nehmen sich in absoluten Größen dagegen bescheiden aus. Die börsennotierte und damit auch ihren Aktionären verpflichtete Umweltbank weist immerhin acht Millionen Euro aus, die Genossenschaftsbank GLS gerade einmal 202.000 Euro. Ein hoher Überschuss sei nicht das Ziel, sagt Jorberg gern. Kein Wunder, große Zahlen wären sogar eher schädlich. Schließlich werben die sozial-ökologischen Institute nach der Finanzkrise für eine neue Form von Bankgeschäft – statt auf Gewinnmaximierung und Spekulationen setzen sie auf Transparenz und Kredite für Ökobauernhöfe, Windparks und Kultureinrichtungen.

Glaubt man Unternehmensberatern, sind die jüngsten Wachstumszahlen nur ein Vorgeschmack darauf, was auf diese Art von Kreditinstituten noch zukommt. Die auf Finanzdienstleister spezialisierten Experten von ZEB ermittelten in einer Studie ein Kundenpotenzial von zehn bis zwölf Millionen bis zum Jahr 2020. Ihre Begründung: Die gesellschaftlichen Werte würden sich durch die Finanzkrise weiter in Richtung Nachhaltigkeit und soziales Bewusstsein bewegen.

Bisher ist es nur ein Trend, aber noch keine Massenbewegung. Die beiden großen Anbieter Umweltbank und GLS Bank kommen zusammen gerade einmal auf etwas mehr als 150.000 Kunden. Das mag zum einen an der geringen Zahl von Anlaufstellen liegen, aber wohl auch an der Produktpalette. So hat die Umweltbank überhaupt nicht den Anspruch, dass Kunden mit ihrem gesamten Geld zu ihr kommen. Ein Girokonto fehlt bis heute und ist auch nicht geplant. Auch die gebotenen Zinsen bei Tagesgeld und Sparbriefen laden nicht unbedingt zum Wechsel ein. Mit 1,1 Prozent (GLS Bank) und 1,25 Prozent (Umweltbank) bieten sie marktübliche Konditionen, aber auch nicht mehr.

Die beiden sehen ihren Vorteil gegenüber klassischen Banken und Sparkassen vielmehr im Kreditgeschäft und der Transparenz. Kunden können nachschauen, an wen die Bank Darlehen gibt, welche sozialen, ökologischen und kulturellen Unternehmen unterstützt werden. Das Kreditportfolio der Umweltbank bestand Ende 2009 beispielsweise zu 49 Prozent aus Solarkrediten, 31 Prozent flossen in ökologisches Bauen, 13 Prozent in Wind- und Wasserkraftwerke und sieben Prozent in Projekte rund um Biomasse und Öko-Landwirtschaft.

Zu dieser Ausrichtung passt auch, dass die GLS Bank in diesem Jahr das Geschäft mit Mikrofinanzkrediten deutschlandweit ausbauen will. Die Bundesregierung hatte der Bank dazu den Auftrag gegeben und 100 Millionen Euro für den Mikrokreditfonds Deutschland bereitgestellt.

Bereits die ersten Wochen des Jahres 2010 deuten auf eine Fortsetzung der rasanten Entwicklung hin. "Wir erwarten ein Wachstum des Bilanzvolumens, welches das letztjährige noch übertreffen wird", sagt Jorberg. Bis Ende Januar seien fünf Prozent hinzugekommen.

Doch die Konkurrenz um die neue Kundschaft wächst. Seit Herbst drängen Ausländer auf den Markt, die genauso wie Umweltbank, GLS Bank und die kleinere Ethikbank den Kunden Offenheit und ein gutes Gewissen bieten. So hat auch die niederländische Triodos Bank, mit 200.000 Kunden die führende Nachhaltigkeitsbank Europas, Tagesgeld, Sparpläne und Kredite im Angebot. Der aktuelle Zinssatz beim Tagesgeld liegt bei 1,5 Prozent.

In der Rolle des aggressiven Angreifers gefällt sich vor allem die Noa Bank. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, das "neue Banking" und ordentliche Renditen zu bieten. So lockt die Direktbank aktuell mit Tagesgeldzinsen von 2,2 Prozent. Auch ein Girokonto hat die von einem Belgier gegründete Bank im Angebot. Es bleibt spannend, wie lange die große Nachfrage nach solchen Instituten anhält.

Quelle: Welt Online