Fünf große Verlagsgruppen sind zum Start des iBook Store mit dabei. Neue Möglichkeiten bieten sich auch für Zeitungen.

Frankfurt. Das iPad ist mehr als ein neues schickes Spielzeug für die Fans des angebissenen Apfels. Mit dem flachen Tablett-Computer steigt Apple in das Geschäft mit E-Books ein, das nach langer Anlaufzeit jetzt langsam in Fahrt kommt.

Bisher sind die „E-Book-Reader“ hoch spezialisierte kleine Geräte, die ihre Texte auf einem besonderen Bildschirm anzeigen. Dabei kommt meist eine als E-Ink (“elektronische Tinte“) bezeichnete Technik zum Einsatz, die kaum Strom verbraucht. Für die Darstellung von Fotos oder gar Videos ist dieses Display weniger gut oder gar nicht geeignet, zumal es bislang nur Graustufen anzeigen kann.

Apple-Vorstandschef Steve Jobs würdigte zwar die „großartige Pionierleistung“ von Amazon mit seinem vor allem in den USA erfolgreichen E-Book-Reader Kindle. Das für Ende März angekündigte iPad geht aber einen anderen Weg. Es ist mit einer Bildschirm-Diagonalen von 9,7 Zoll ebenso groß wie der Kindle DX von Amazon, übernimmt jedoch vom iPhone das „kapazitive Multi-Touch Display“ mit der vollen farbigen Darstellung.

Ein weiterer Vorteil könnte der schnelle Ein-Gigahertz-Prozessor sein, eine neuartige Eigenentwicklung mit der Bezeichnung Apple A4. Dieser verspricht ein deutlich schnelleres Umblättern von Buchseiten als mit den bisherigen Geräten etwa des Amazon-Konkurrenten Sony. Ein Nachteil gegenüber den bisherigen E-Book-Readern ist die kürzere Batterielaufzeit – Apple nennt eine Betriebszeit von zehn Stunden und verspricht „eine typische Lebensdauer“ des fest eingebauten Akkus von fünf Jahren.

Das iPad ist nicht auf E-Books beschränkt, sondern beherrscht nahezu alle weiteren Funktionen eines Computers. Bei Auslieferung sind zwölf iPad-Anwendungen auf dem Gerät installiert, die unter anderem das Internet und die E-Mail auf das 1,3 Zentimeter flache Gerät bringen. Für Textbearbeitung, Tabellen und Präsentationen hat Apple eine angepasste Version seines Office-Pakets iWork entwickelt. Und dann laufen auf dem iPad auch fast alle der mehr als 140.000 „Apps“, die für das iPhone entwickelt wurden.

Diese liegen im „App Store“ bereit, dem zweiten ungewöhnlich erfolgreichen Online-Shop von Apple nach dem iTunes-Store für Musik und Videos. Jetzt kommt ein dritter Download-Shop hinzu, der iBook Store. Dort stellen zunächst fünf Verlagsgruppen ihr Angebot an E-Books bereit: Penguin, Simon & Schuster, HarperCollins, die Hachette Book Group und Macmillan. Das werden zunächst vor allem englischsprachige Titel sein. Doch ist damit zu rechnen, dass schon bald auch deutsche Verlage ihre Titel in dem neuen Apple-Shop bereitstellen werden.

Begünstigt wird dies dadurch, dass sich Apple im Unterschied zu Amazon für das verbreitete EPUB-Format entschieden hat. Dieses XML-Format ist ein offener Standard, der auch einen DRM-Kopierschutz ermöglicht, so dass die Bücher nur auf einer begrenzten Zahl von Geräten gelesen werden und nicht frei kopiert werden können. Die Vorstandschefin von Simon & Schuster, Carolyn Reidy, bezeichnete das iPad als ein „grandioses Gerät".

Der Leser könne mit dem Finger die Schriftart ändern und intuitiv umblättern. E-Book-Reader werden auch von Zeitungsverlagen mit großem Interesse beobachtet. Der regelmäßige Download der aktuellen Tageszeitung eröffnet eine dritte Schiene zwischen der zunehmend unter Druck geratenden Print-Ausgabe und dem zumeist kostenlosen Angebot von Online-Ausgaben. Bei der Präsentation in San Francisco zeigte Martin Nisenholtz von der „New York Times“, wie seine Zeitung auf dem iPad gelesen werden kann. „Wir denken, wir haben das Wesen der Zeitungslektüre eingefangen“, sagte Nisenholtz. So entspricht das Bildschirm-Layout weitgehend dem der gedruckten Ausgabe, ergänzt um interaktive Möglichkeiten. Dazu gehört auch die Einbindung von Videos in einen Zeitungsartikel.

Bücher und Zeitungen können mit dem iPad heruntergeladen werden, wenn sich das Gerät in einem WLAN-Netz befindet. Sie werden auf einem robusten Flash-Speicher abgelegt, der je nach Ausführung 16, 32 oder 64 Gigabyte umfasst. Modelle, die wie der Kindle auch den Download im Mobilfunknetz ermöglichen, sind in den USA für April angekündigt. Für Europa steht noch nicht fest, ob es dort ebenfalls die Mobilfunk-iPads geben wird.

Als erstaunlich niedrig wurden die Preise für das iPad gewertet. Es geht los bei 499 Dollar (das wären 356 Euro) und reicht bis 829 Dollar (umgerechnet 592 Euro) für das Modell mit Mobilfunk und 64 GB Datenspeicher. Die Preise für Deutschland stehen noch nicht fest.