Als Geschäftsfrau steht Gülbahar Geyik ihren Mann. Die 45-Jährige hat zwei Jet-Tankstellen in der Hamburger Innenstadt gepachtet, die sie selbstständig leitet. "Das macht mir großen Spaß", sagt Geyik. "Ich kann mir nicht vorstellen, nur Hausfrau zu sein." Ihre Arbeit als Erzieherin hängte sie vor 13 Jahren an den Nagel, als ihr Mann Ahmet sich als Pächter einer Tankstelle selbstständig machte. "Da wollte ich ihn unterstützen." Jahrelang arbeitete das Ehepaar gemeinsam, bis Ahmet Geyik sich entschloss, in die Gastronomie zu wechseln. Für seine Frau war das keine Option - die Arbeit an der Tankstelle, mit den Angestellten und den Kunden, wollte sie nicht aufgeben. "Ich dachte mir, das schaffe ich auch allein", erzählt Geyik, die im Alter von 16 Jahren mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland gekommen war.
Das Startkapital hatte sie sich zusammengespart, und so konnte sie im Jahr 2007 die Jet-Tankstelle am Neuen Kamp auf St. Pauli pachten. Ein Jahr später kam die Jet-Tankstelle an der Amsinckstraße dazu. An beiden Standorten macht Gülbahar Geyik die Buchhaltung, die Bestellungen, springt auch hinter der Kasse ein, wenn jemand ausfällt. 22 Beschäftigte, darunter sechs Azubis und mehrere Aushilfen, stärken ihr den Rücken. "Ich kann auch meinen Mann jederzeit um Rat fragen", sagt Geyik. "Er mich aber auch!" In ihren alten Job als Erzieherin zurückzukehren könne sie sich nicht vorstellen, auch wenn sie als Selbstständige mindestens jedes zweite Wochenende arbeiten muss. "Das macht mir überhaupt nichts aus, das gehört doch dazu", sagt sie. Damit unterscheide sie sich von so manchem deutschen Tankstellenbetreiber: "Einige pochen mehr auf ihre Freizeit." Sie sei schon froh, wenn sie es dreimal in der Woche zum Sport schaffe. Auch dass ihr Sohn Güney (22) jetzt mit seinem Vater in der Gastronomie statt wie früher an der Tankstelle arbeitet, nimmt sie sportlich. Es kann ja nicht jeder so für Zapfsäulen und Autos schwärmen wie sie.