Verzögerungen in der Entwicklung kosteten Boeing bereits Milliarden. Nun ist der Dreamliner endlich zu seinen Jungfernflug gestartet.

Everett/USA. Nach jahrelangen Verzögerungen aufgrund von Produktionsproblemen ist Boeings Hoffnungsträgers 787 „Dreamliner“ zum Jungfernflug gestartet. Bei nasser Piste und bewölktem Himmel hob die Maschine um 10.27 Uhr Ortszeit (19.27 Uhr MEZ) vom Flugfeld des Fabrikgeländes in Everett nahe Seattle ab. Begleitet von zwei Militärjets, soll die Maschine zunächst einige Zeit über dem Pazifik kreisen. Der Testflug soll einem Unternehmenssprecher zufolge insgesamt fünfeinhalb Stunden dauern.

Fachleute sehen den Jet mit seiner neuen leichten Bauweise auf Kohlefaserbasis und des deshalb sparsamen Treibstoffverbrauchs als einen „Quantensprung“ im Flugzeugbau. Für den Erstflug versammelten sich am Boeing-Werk tausende Luftfahrt-Fans und Boeing-Mitarbeiter. Fernsehstationen aus der ganzen Welt berichteten live über das Ereignis.

Wenige Stunden vor dem „Dreamliner“-Start hatte Boeing noch eine Verschiebung des Starts wegen schlechten Wetters erwogen. Die Boeing 787 absolvierte am Wochenende in Everett an der US-Westküste die letzten Tests am Boden. Das Flugzeug raste dabei unter anderem mit einer Geschwindigkeit von 240 Kilometern pro Stunde über die Startbahn und hatte auch kurz den vorderen Teil in der Luft.

Nach einem erfolgreichen Erstflug steht ein ausführliches Testprogramm bevor, bei dem sich der „Dreamliner“ in verschiedenen Weltteilen beweisen muss. Wenn die Flugtests erfolgreich sind, soll die Boeing 787 ab dem vierten Quartal 2010 an die Kunden ausgeliefert werden.

Produktions- schwierigkeiten hatten die Entwicklung der Maschine um fast drei Jahre verzögert. Die jüngsten Schwierigkeiten in der langen „Dreamliner“-Pannenserie betrafen die Verbindung von Rumpf und Tragflächen des High-Tech-Flugzeugs. Deshalb musste der Erstflug im Sommer um knapp ein halbes Jahr verschoben werden.

Zuvor hatte es immer wieder Probleme mit Zulieferern gegeben, einige von ihnen musste Boeing selbst übernehmen. Ursprünglich setzte der Konzern beim Bau des Flugzeugs stärker denn je auf Zulieferer - die Koordination erwies sich jedoch als deutlich schwieriger als angenommen.

Beim „Dreamliner“ setzt Boeing so stark wie bei keinem anderen bisherigen Flugzeug auf Kohlefaser statt dem üblichen Aluminium. Der Einsatz von Kohlefaser-Material macht die Maschine deutlich leichter und sparsamer – die 787 soll ein Fünftel weniger Treibstoff verbrauchen als ein herkömmliches Flugzeug dieser Größe.

Dieses Versprechen zog die Fluggesellschaften in Scharen an: Mit 865 Bestellungen ist die 787 jetzt schon Boeings erfolgreichstes Flugzeug. Die neuartige Konstruktion sorgte aber auch für Produktionsprobleme und massive Verzögerungen. Das führte zu ersten Abbestellungen und Milliarden-Belastungen. Die zuständigen Boeing-Manager wurden ausgewechselt.

Die Airbus-Antwort auf den „Dreamliner“, die A350, kommt ebenfalls später als zunächst geplant und soll nun 2013 in die Luft gehen. Der europäische Flugzeugbauer hat für die Maschine, die ebenfalls zu einem großen Teil aus Kohlefaser besteht, inzwischen bereits 505 Bestellungen.