Der Austausch der Kreditkarten ist weitestgehend abgeschlossen. Die Überwachung der Karten wurde deutlich verschärft.

Frankfurt/Main. Der größte Massentausch von Kreditkarten in Deutschland ist laut den Banken bereits weitgehend abgeschlossen. Der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) erklärte am Donnerstag außerdem, alle deutschen Institute hätten zudem die Überwachung der betroffenen Karten deutlich verschärft, was eventuelle Missbrauchsmöglichkeiten weiter einschränke. Unterdessen warnten Experten, der Gesamtschaden durch Kreditkarten-Betrug in Deutschland dürfte sich in diesem Jahr auf 155 Millionen Euro verdoppeln.



Auch andere Länder sind nach einem Bericht der Bayerischen Fernsehens betroffen: Eine Visa-Deutschland-Sprecherin habe der Nachrichtensendung „Rundschau“ gesagt, dass nun auch in anderen Ländern offenbar Karten ausgetauscht werden müssten. Zahlen und Länder habe sie jedoch nicht genannt.

Die Postbank kündigte am Donnerstag an, in Deutschland vorsorglich weitere Karten zu ersetzen. Derzeit erhalte man zahlreiche Kundenanrufe, sagte Unternehmenssprecher Ralf Palm auf AP-Anfrage. Wie viele Karten ersetzt werden sollen, wollte er nicht sagen. Auch hätten Postbank-Kunden in „einigen ganz wenigen Fällen“ Unregelmäßigkeiten in ihren Abrechnungen entdeckt. „Doch ob diese mit den abhandengekommenen Daten in Spanien zu tun haben, muss erst noch geprüft werden“, sagte der Sprecher.

Der Kreditausschuss betonte, bis zum Eintreffen der neuen Karten könnten die Kunden ihre alten weiter nutzen. Sollten Manipulationsschäden entstanden sein, müssten die Kunden nicht haften.

Betroffen von der großangelegten Austauschaktion deutscher Banken sind Verbraucher, die ihre Karten kürzlich in Spanien eingesetzt haben. Dies dürften mehrere hunderttausend Bundesbürger sein: Allein bei den Sparkassen werden Berichten zufolge 190.000 Karten ersetzt, bei den Volks- und Raiffeisenbanken 60.000.

Der Gesamtschaden durch Kreditkarten-Betrug in Deutschland 2009 dürfte sich 2009 auf 155 Millionen Euro verdoppeln. „Die Datendiebe werden immer professioneller“, zitierte „Bild“ den Geschäftsführer der auf Kartensysteme spezialisierten Unternehmensberatung PaySys, Hugo Godschalk. „Hinzu kommt, dass viele Deutsche bei Internet-Händlern einkaufen, die keine speziellen Sicherheitssysteme haben und somit leichter zum Opfer von Datenklau werden.“

Internationale Datenschutz-Standards als Konsequenz

Angesichts des Ausmaßes der Kreditkarten-Tauschaktion werden Forderungen nach Konsequenzen auch auf internationaler Ebene laut. Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Gisela Piltz sagte „Handelsblatt Online“, der in Spanien erfolgte Datenklau tausender Kreditkartennummern zeige eindrucksvoll, dass die Sicherheit personenbezogener Daten immer und überall gefährdet sei.

„Notwendig sind multilaterale Abkommen, um endlich datenschutzrechtliche Standards international zu etablieren“, erklärte sie. Nationale Alleingänge reichten im Zeitalter von E-Commerce und Onlinebanking nicht mehr aus. Zudem sei es nötig, die Aufsichtsbehörden neben einer besseren Ausstattung auch mit Präventivbefugnissen auszustatten, um Datenschutzschwachstellen schon im Vorfeld wirksam bekämpfen zu können.

Der innenpolitische Sprecher der Unions-Fraktion im Bundestag, Hans-Peter Uhl (CSU), hält gesetzgeberische Konsequenzen für möglich: Wenn in diesem Umfang Daten abhandenkämen, sei das immer ein „Anlass zur Besorgnis“, sagte er „Handelsblatt Online“. Am Ende der Prüfung werde sich ergeben, ob gesetzgeberischer Handlungsbedarf bestehe.

Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck sagte, nötig sei „ein Datenschutz-Audit mit hohen Standards und Unabhängigkeit der zertifizierenden Stelle“.