In einem Fernsehinterview bedauerte GM-Boss Fritz Henderson, mit seinem abrupten Kurswechsel “viele Leute vor den Kopf gestoßen zu haben“.

Detroit. General-Motors-Chef Fritz Henderson hat sich für den abrupten Kurswechsel seines Konzerns bei der Opel-Rettung entschuldigt. „Es war nicht die Absicht, jemanden zu überraschen, obwohl wir wissen, dass wir das doch getan haben“, sagte Henderson am Dienstagabend in den ARD-Tagesthemen: „Das bedauern wir zutiefst.“

Der GM-Boss sagte, es sei dem Konzern bewusst, dass er zahlreiche Leute vor den Kopf gestoßen habe: „Es geht darum, Vertrauen wieder zu gewinnen.“ Mit diesem Prozess habe General Motors in dieser Woche begonnen. GM-Chefunterhändler John Smith sollte am Mittwoch in Berlin Gespräche mit der Bundesregierung auf Arbeitsebene führen.

Henderson machte deutlich, dass GM auf den Plänen von Magna aufbauen will: „Wir beginnen bei der Arbeit, die bis heute geleistet worden ist, und nehmen kleine Verfeinerungen vor.“ Welche Werke von Stellenabbau und Schließung betroffen sein werden, wollte der Konzernchef nicht sagen. Der Magna-Plan sah die Schließung des Opel-Werks im belgischen Antwerpen und 2013 auch der Vauxhall-Fabrik im englischen Luton vor.

"Wir werden Gespräche über Staatshilfen suchen"

Bis Ende November werde GM den Brückenkredit von Bund und Ländern in Höhe von 1,5 Milliarden Euro zurückzahlen, sagte Henderson. Danach werde der Konzern das Gespräch mit den europäischen Regierungen über Staatshilfen suchen. GM werde dabei deutlich machen, welchen finanziellen Beitrag der Konzern und welchen Beitrag Opel leisten könne. „Und dann stellen wir die entsprechenden Anfragen und lassen dann die einzelnen Regierungen, darunter auch die deutsche, über ihre Beteiligungen entscheiden.“

Der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel sagte im Radiosender WDR5, Henderson habe sich um versöhnliche Töne bemüht: „Das war auch dringend notwendig.“ GM sei nach monatelangen Verhandlungen „5 vor 12“ aus dem Opel-Verkauf ausgestiegen: „Da muss ganz, ganz viel repariert werden.“

Einenkel erneuerte die Forderung, Opel in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Das sei eine formale Voraussetzung für mehr Eigenständigkeit: „Heute ist es ja so, dass wir an der ganz kurzen Leine von General Motors hängen.“ Sollten die deutschen Opel-Standorte wieder eine Perspektive haben, seien aus seiner Sicht staatlich verbürgte Kredite an GM denkbar.