Kleine Anbieter fühlen sich diskriminiert. Kunden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen würden profitieren.
Hamburg. Nach der spektakulären UMTS-Auktion im Jahr 2000, die 51 Milliarden Euro in die Staatskasse spülte, sollen nun die Weichen für die nächste große Auktion von Mobilfunkfrequenzen in Deutschland gestellt werden. Es geht um das schnelle Internet für ländliche Bereiche. Auch die Bewohner an den Küsten von Schleswig-Holstein und Niedersachsen sollen künftig mit hohen Geschwindigkeiten im World Wide Web surfen können. Allein in 300 von 1100 Gemeinden im nördlichsten Bundesland liegt der Empfang derzeit noch unter einem Megabit in der Sekunde. In Niedersachsen unterschreiten immerhin 22 der 46 Kreise und Städte die Grenze von zwei Megabit in der Sekunde. Zum Vergleich: In Großstädten können die Kunden über dort installierte Kabelnetze bereits mit sechs Megabit surfen.
Damit die letzten "weißen Flecke" auf der Internetlandkarte verschwinden, treffen sich am Montag 16 Bundestagsabgeordnete und 16 Ländervertreter bei der Bundesnetzagentur in Berlin. Auch Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) reist in die Hauptstadt. Das Ziel des Gipfels: Die mit der digitalen Sendetechnik für Rundfunk und TV frei werdenden Frequenzen (790 bis 862 Megahertz) möglichst fair auf die Anbieter Telekom, Vodafone, O2 und E-Plus zu verteilen. Hinter den Kulissen tobt zwischen den Unternehmen bereits ein harter Kampf um das lukrative Geschäft. Insgesamt sechs sogenannte Frequenzpakete sollen versteigert werden. Vor allem für die beiden kleineren Wettbewerber O2 und E-Plus steht viel auf dem Spiel. Sie sehen ihre Chancen auf dem Milliardenmarkt für die nächsten 20 Jahre in Gefahr, sollten die Telekom und Vodafone den Zuschlag bekommen. "Das Breitband ist für den Datentransport für Firmen und Privatleute und damit für uns so wichtig wie die Autobahnen für den normalen Transport", sagt Bernd Sörries, Direktor für Regulation bei E-Plus. Künftig sollen Funksendetürme das Internet in jeden Winkel des Landes tragen. Die Kunden müssen lediglich einen USB-Stick an ihren Computer anschließen. "Wir rechnen mit fünf Millionen potenziellen Kunden bundesweit", sagt Sörries.
Nach den Vorstellungen der Bundesnetzagentur können auch die beiden großen Anbieter, T-Mobil und Vodafone, je zwei der sechs zur Versteigerung ausgeschriebenen Frequenzpakete erwerben. Das kommt bei O2 und E-Plus nicht gut an. "Nur mit zwei Paketen lässt sich der mobile Datentransport im Internet in guter Qualität anbieten", sagt E-Plus-Direktor Sörries. Bekämen aber sowohl die Telekom als auch Vodafone den Zuschlag, könnte zumindest einer der kleineren Anbieter kein Doppelpaket mehr erwerben. "Dabei stehen gerade wir für Wettbewerb", sagt Harald Maass von O2.
Der Kompromissvorschlag von E-Plus: Die Telekom und Vodafone sollten entweder mit jeweils einem Paket zufrieden sein, oder nach dem Kauf von zwei Paketen andere Frequenzbereiche an E-Plus und O2 abgeben.
Dieser Kompromiss ist aber weder für Vodafone noch für die Telekom akzeptabel. "Wir brauchen zwei Pakete, um wirtschaftlich arbeiten zu können", sagt Vodafone-Sprecher Kuzey Esener. Schließlich sei die Idee, ländliche Gemeinden über Funk mit schnellem Internet zu versorgen, von seinem Unternehmen mit erdacht worden. Teile der eigenen Frequenzen abzugeben, sei zudem unmöglich. "Dann bricht unser Netz zusammen." Telekom-Sprecher Philipp Blank sieht das genauso: "Alles andere als der Kauf von zwei Paketen ist wirtschaftlich und technisch nicht sinnvoll. Wir würden faktisch von der Auktion ausgeschlossen."
Das Erstgebot bei der Auktion muss bei 2,5 Millionen Euro pro Paket liegen. "Darunter geht nichts", sagt Netzagentursprecher Cord Lüdemann. Aber der Preis dürfte nach Expertenmeinung rasch auf bis zu 200 Millionen Euro hochschnellen. Doch möglicherweise verschiebt sich die Auktion sogar noch einmal. Denn die Chefs von O2 und E-Plus haben nun einen Brandbrief geschrieben - und dort verlangen sie neue Regeln für die Versteigerung.