Zehnte Preissenkung in diesem Jahr bei Lebensmitteln: Aldi senkt auf einen Schlag die Preise für 30 Artikel. Edeka, Lidl und Penny ziehen nach.
Führende Discounter haben zum zehnten Mal in diesem Jahr bei Lebensmitteln den Rotstift angesetzt. Der Billiganbieter Aldi senkte am Donnerstag auf einen Schlag bei rund 30 Artikeln die Preise. Der größte deutsche Lebensmittelhändler Edeka kündigte umgehend an, in seinem Preiseinstiegssegment mit Aldi gleichzuziehen. Auch die Edeka-Tochter Netto Marken-Discount setzt den Rotstift bei 30 Artikeln an. Konkurrent Penny, der zum zweitgrößten Lebensmittelhändler in Deutschland – Rewe – gehört, reduzierte bei über 50 Artikeln die Preise.
Der Aldi-Rivale Lidl reagierte am Donnerstag auf die Marktsituation. Details wurden nicht genannt. Mit den erneuten Preissenkungen bleibt die kräftige Erhöhung bei Butter von bis zu 30 Prozent vorerst ein Einzelfall. Anfang des Monats hatte Aldi den Preis für das Päckchen 250 Gramm Deutsche Markenbutter von 65 auf 85 Cent angehoben. Die meisten anderen Handelsketten zogen nach. Die Erwartung von Marktbeobachtern, dass nach Butter auch Milch, Quark und Sahne spürbar teurer werden, erfüllte sich bislang noch nicht. Der Preis von Sprühsahne fiel bei Aldi im Gegenteil jetzt sogar um 17 Prozent auf 99 Cent (250 ml). Bei Käsescheiben senkte Aldi den Preis um 20 Prozent. Pommes Frites wurden gut 10 Prozent billiger, Schinkenschnitzel um 6 Prozent. Aus der Milchwirtschaft gab es optimistische Töne, in der laufenden Preisrunde für Frischmilch höhere Preise durchsetzen zu können.
Dies könnte sich ab November an den Ladentheken bemerkbar machen, sagte Reinhard Pauw, Geschäftsführer der Landesvereinigung Milchwirtschaft Nordrhein-Westfalen. Wahrscheinlich sei ein langsamer Aufwärtstrend. „Die Sprünge, die wir vor einem halben Jahr nach unten erlebt haben, wird es voraussichtlich nicht im gleichen Ausmaß nach oben geben.“ Butter sei derzeit auf dem Markt knapp, wozu auch eine gestiegene Nachfrage der Verbraucher beitrage, schilderte Pauw.
Die Käsepreise änderten sich erfahrungsgemäß später als die für Butter und Milch. Der Deutsche Bauernverband zeigte sich überrascht über die Preissenkungen. „Das ist eigentlich gegen die aktuelle Marktentwicklung“, sagte Milchreferentin Rona Mosel dem Radiosender MDR INFO. Auf dem Weltmarkt und auch auf dem EU-Binnenmarkt würden die Preise derzeit wieder anziehen. Der Verband der Milchviehhalter sieht in den Preissenkungen dagegen einen Ausdruck der Marktlage. Die Discounter könnten billiger einkaufen, weil zu viel Ware am Markt sei. „Für uns als Milcherzeuger ist es natürlich erschütternd, dass die Marktlage nach wie vor vom Überangebot gekennzeichnet ist“, sagte Verbandssprecher Hans Foldenauer dem Sender.
Sowohl das Ausmaß der jüngsten Preissenkungen durch Aldi als auch die Auswahl der Artikel seien beachtlich, sagte Discount-Experte Matthias Queck vom Handelsforschungs- unternehmen Planet Retail. Käse zähle zu den umsatzstärksten Artikeln der Discounter. „Manche Produkte wurden in diesem Jahr auch wiederholt im Preis gesenkt wie das Beispiel Reis zeigt“, schilderte er. Hier sei bereits im April der Rotstift angesetzt worden. In der Handelsbranche werde zwar davon ausgegangen, dass Aldi durch die zahlreichen Preissenkungen im ersten Halbjahr Umsatzrückgänge verzeichnet habe. Mit den Umsätzen müssten aber nicht automatisch die Gewinne sinken, da die Rohstoffpreise bei vielen Artikeln auf breiter Front nachgegeben hätten, erläuterte er.