Siemens-Chef Löscher bekam am meisten. Kritik von Aktionärsschützern an Millionen-Bonus für Postbank-Vorstand.

Frankfurt. Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise haben auch im vergangenen Jahr zahlreiche deutsche Topmanager mehr verdient als 2007. Nach Angaben der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zahlten 33 Prozent der Konzerne des Deutschen Aktienindexes (DAX) ihren Vorständen eine höhere Vergütung, was nicht zur allgemeinen wirtschaftlichen Situation der Unternehmen gepasst habe, kritisierte SdK-Vorstandsmitglied Daniel Bauer. Besonders bemängelte er die millionenschwere Bleibeprämie für den Post-Vorstand trotz tiefroter Zahlen des Instituts für 2008.



Insgesamt sank die Vergütung aller DAX-Vorstände den Angaben zufolge allerdings erstmals seit Beginn der Auswertung durch die SdK im Jahr 2003. Die durchschnittlichen Gehälter verringerten sich um mehr als 20 Prozent auf das Niveau von 2005. Ohne Sondereffekte wie beispielsweise die Deckelung der Vorstandsgehälter bei der Commerzbank nach dem Einstieg des staatlichen Rettungsfonds SoFFin, wäre der Rückgang aber wohl geringer ausgefallen, sagte Bauer.


Alle DAX-Vorstände zusammen kamen laut SdK 2008 auf ein Gehalt von 440,6 Millionen Euro nach 583,2 Millionen Euro im Vorjahr. Das durchschnittliche Gehalt eines Vorstandsvorsitzenden verringerte sich um etwa 23 Prozent auf 3,8 Millionen. Ein einfaches Vorstandsmitglied erhielt 2,1 Millionen Euro, etwa 20 Prozent weniger als 2007. Bestverdienender Vorstandschef war im vergangenen Jahr laut SdK Siemens-Chef Peter Löscher mit einem kräftigen Plus von gut 40 Prozent auf 8,5 Millionen Euro. Auf Rang zwei folgte Linde-Chef Wolfgang Reitzle mit 8,03 Millionen Euro, was einem Rückgang von 0,37 Prozent entspricht.

Die Aufsichtsratsvergütungen sanken 2008 ebenfalls, die Gesamtsumme verringerte sich von 67,4 Millionen auf 57,2 Millionen Euro. Nach Einschätzung der SdK kommt der Aufsichtsrat seiner ureigenen Aufgabe, den Vorstand zu überwachen, allerdings nicht hinreichend nach. „Manager überwachen in deutschen Gesellschaften leider zu häufig Manager. Es fehlt die Sichtweise der Aktionäre“, kritisierte SdK-Vorstandsmitglied Harald Petersen. Ein besonders krasses Beispiel sei die Deutsche Bank, in der der frühere Finanzvorstand Clemens Börsig als Aufsichtsratschef seine früheren Kollegen kontrollieren solle. Dies sei der klassische Fall, wo aus Sicht der SdK „Leute nicht den Aktionärsinteressen verpflichtet sind“.


Die SdK fordert daher, dass künftig ein Nominierungsausschuss, der ausschließlich mit Vertretern von Investoren besetzt ist, geeignete Kandidaten für den Aufsichtsrat auswählt und diese der Hauptversammlung vorschlägt. „Die Position des Aufsichtsrates ist einfach zu wichtig, als das man hier Personen einsetzen sollte, die die Tätigkeit der Vergütung entsprechend als Freizeitbeschäftigung ansehen“, erklärte die SdK.