Fairer Wettbewerb - für deutsche Unternehmen fast schon ein Kernsatz der eigenen Metaphysik. Aber Grundsätze geraten gerne - wir sind ja schließlich keine Heiligen - ins Wanken, sofern fette Gewinne locken. Ganz besonders gern, wenn man das bequeme Dasein eines Monopolisten führt, wie etwa die großen Versorger.
Jetzt hat es E.on erwischt, 550 Millionen Euro Bußgeld haben die EU-Wettbewerbshüter gegen den Konzern verhängt, zusammen mit der gleich hohen Strafe gegen einen französischen Partner und mutmaßlichen Komplizen einen der höchsten Bescheide in der Geschichte der Brüsseler Behörde.
Gut, dass es noch richtige Kartellwächter gibt. In Deutschland wie in den anderen EU-Mitgliedsländern wäre eine solch drakonische Strafe kaum möglich gewesen. Da stehen immer gleich nationale Interessen auf dem Spiel, wie zuletzt etwa das Gezerre um die Privatisierung der Stromnetze zeigte. Mögen die Verbraucher noch so sehr ächzen, etwa bei uns unter den höchsten Strompreisen in Europa, bei trotz Krise sich kaum verringernden Gewinnen der Konzerne, zu denen in Deutschland neben E.on noch RWE, EnBW und Vattenfall gehören. Ja genau, der mit dem Pannenreaktor Krümmel.
Wir können nur hoffen, dass die Kartellwächter in Brüssel weiter nach verbotenen Absprachen fahnden und zweitens gute Beweise in der Hinterhand haben, gefühlt haben wir verbotene Absprachen doch immer schon. Die Konzerne werden ganze Heerscharen von Juristen und Lobbyisten in Marsch setzen, um die Strafbescheide zu kippen. Aber das gehört auch zum freien Wettbewerb.
Die Verbraucher sollten sich nicht zu früh freuen. Wer bei E.on zu viel fürs Gas bezahlt hat, bekommt jetzt nichts zurück. Die Bußgeld-Millionen fließen in die EU-Kasse, reduzieren den deutschen Beitrag um etwa 220 Millionen Euro. Aber das ist ja auch etwas.