Die Fitnessbranche spaltet sich in Billig- und Premiumsegmente auf: Discounter McFit will bis zu 30 neue Studios eröffnen, aber auch der Hamburger MeridianSpa sucht für Expansion nach Investoren.
Hamburg. Die Studios sind alles andere als Wellnessoasen. Keine Sauna, keine Getränkebar, keine Yoga-Kurse oder Klangschalen-Massagen. Nur reine Kraftgeräte, Laufbänder und Bauchmuskeltrainer. Selbst das Duschen kostet 50 Cent extra.
Doch mit diesem spartanischen Konzept rollt die Discountkette McFit derzeit den deutschen Fitnessmarkt auf. Allein in diesem Jahr hat der Marktführer aus der Nähe von Nürnberg die Zahl seiner Mitglieder um 60 000 auf rund 760 000 aufstocken können. Mindestens 800 000 sollen es bis Ende dieses Jahres sein.
"Wir profitieren eindeutig von der Wirtschaftskrise", sagt Unternehmenssprecher Björn Köllen dem Abendblatt. Einerseits würden Mitglieder aus teureren Fitnessclubs zu dem Discounter mit Kampfpreisen ab 16,90 Euro monatlich abwandern. Andererseits sei der generelle Trend zu mehr Sport und Gesundheit ungebrochen.
Bis zu 30 neue Studios will McFit in diesem Jahr bundesweit eröffnen. "Dabei sind wir auch auf der Suche nach weiteren Standorten in Hamburg", sagt Köllen. Bislang ist das Unternehmen mit fünf Klubs in der Hansestadt vertreten, die als einer der am härtesten umkämpften Fitnessmärkte in Deutschland gilt.
Billigketten wie McFit sind die großen Gewinner des nach wie vor anhaltenden Fitnessbooms in Deutschland. Um 8,8 Prozent auf 5,91 Millionen erhöhte sich die Mitgliederzahl in allen deutschen Studios im vergangenen Jahr, wobei die Discounter ihren Marktanteil dabei am stärksten ausbauen konnten. Mittlerweile schwitzt schon ein Viertel aller Sportbegeisterten im Studio einer Billigkette. "Auch wenn das Geld knapper wird, wollen die Menschen offensichtlich nicht auf Fitness verzichten", sagt Niels Gronau, Freizeitsportexperte von der Unternehmensberatung Deloitte. Er geht davon aus, dass die Discounter ihre Marktanteile in diesem Jahr weiter ausbauen werden.
Auf dem Weg Richtung Norden ist derzeit auch die süddeutsche Kette Clever Fit, die sich mit der Verdopplung ihrer Mitgliederzahl auf 40 000 vergangenes Jahr auf Rang neun bundesweit etablieren konnte. Im Juni soll nun ein erstes Studio in Elmshorn eröffnen. "Die Kleinstädte rund um Hamburg sind für uns besonders interessant, weil der Markt hier noch nicht so stark aufgeteilt ist wie in der Hansestadt", sagt Markus Bulka, Leiter der Lizenzabteilung der Kette, die ausschließlich mit Franchisenehmern arbeitet.
Ebenfalls im Discountsegment angesiedelt liegt der Monatsbeitrag von Clever Fit mit knapp 20 Euro etwas höher als beim Marktführer, dafür gibt sich der Konkurrent nicht ganz so spartanisch. Neben Sonnenbänken gibt es auch ein Vibrationstrainingsgerät, mit dem sonst Astronauten im All Muskelschwund entgegenwirken.
Eine Bedrohung sind die Billigketten vor allem für die kleineren, eigentümergeführten Studios, die sich meist im mittleren Preissegment zwischen 30 und 60 Euro Monatsbeitrag angesiedelt haben. Hochpreisige Klubs, die neben der reinen Fitness auch Entspannungskurse, Pools, Saunen oder Massagen anbieten, können hingegen ebenfalls vom generellen Gesundheitstrend profitieren. "Der deutsche Fitnessmarkt spaltet sich immer mehr in ein Billig- und ein Premiumsegment auf", sagt Experte Gronau. "Dabei gewinnen Anbieter an beiden Enden, wohingegen die Mitte verliert."
Die Hamburger Kette MeridianSpa sieht sich mit ihren edlen Klubs denn auch gut gegen die Billigkonkurrenz gewappnet. Wegen der großen Nachfrage ist das Unternehmen gerade dabei, seine Anlage in Poppenbüttel um 500 Quadratmeter zu erweitern. "Wir wollen dort einen weiteren Schwerpunkt im Bereich Yoga, Pilates und Feldenkrais setzen", sagt Unternehmenssprecherin Maren Vinke.
Im Vergleich zu den Discountern sind die Zuwächse bei Meridian mit zwei Prozent mehr Umsatz und Mitgliedern pro Jahr allerdings eher bescheiden. Die bestehenden fünf Klubs sind weitgehend ausgelastet, eine weitere Expansion der Kette wird laut Vinke durch die Zurückhaltung potenzieller Geldgeber behindert. "Die extreme Risikoscheu der Banken erschwert es unserer jungen, zukunftsträchtigen Branche, neue Projekte zu finanzieren", so die Sprecherin. Derzeit sei man auf der Suche nach passenden Investoren für den Bau neuer Anlagen. Denkbar sei etwa ein weiteres Haus im Westen Hamburgs. Bislang betreibt MeridianSpa Klubs in Wandsbek, Eppendorf, Poppenbüttel, in der Innenstadt sowie in Berlin.