Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins im Euro-Raum erneut gesenkt. Für Sparer verheißt das Rekordtief nichts Gutes - Abendblatt.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
Welche Folgen hat der Dreh an der Zinsschraube für Verbraucher?
Frankfurt/Main. Die Entscheidung der EZB wirkt sich direkt nur auf die Banken aus: Der Leitzins gibt vor, zu welchen Bedingungen sich die Institute Geld leihen können. Dies hat indirekt aber auch Folgen für Bankkunden - welche genau, können aber auch Fachleute nur anhand der bisherigen Entwicklung vermuten. So geht die Finanzexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, Sylvia Beckerle, davon aus, dass sich der bisherige Trend zu niedrigeren Sparzinsen fortsetzt: "Die Zinsen für die Anleger werden weiter nach unten gehen."
Welche Folgen hatte der niedrigere Leitzins bisher?
Die Zinsen vor allem für Tagesgeld und Festgeld sind in den vergangenen Wochen wesentlich deutlicher gesunken als die für Raten- oder Hypothekenkredite, wie der Finanzberater der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, Niels Nauhauser, sagt: "Die Anlagezinsen wurden rasch gesenkt, die Darlehenszinsen bleiben oben." Das sei immer so, habe sich aber in der Finanzkrise verschärft, weil die Banken die Gewinne noch mehr bräuchten.
Gibt es trotzdem auch noch hohe Sparzinsen?
Angebote über vier Prozent finden sich inzwischen kaum noch, sagt Helga Petersen-Kunz von der Verbraucherzentrale Hessen. Überdurchschnittliche Zinsen gebe es bei ausländischen Banken, einzelnen Instituten in Deutschland und Autobanken. Der aktuelle Schnitt liegt Nauhauser zufolge beim Festgeld auf sechs Monate bei 2,6 Prozent, beim Tagesgeld bei 2,7 Prozent.
Ist es wegen der gesunkenen Tagesgeldzinsen ratsam, auf andere Anlageformen umzusteigen?
Verbraucherschützerin Beckerle warnt davor, nur wegen der niedrigeren Zinsen das Geld in andere Produkte zu stecken. "Beim Notgroschen ist es wichtig, dass ich flexibel jederzeit rankomme." Die Sicherheit sei dabei wichtiger als die Rendite. Daher solle man beim Tagesgeld nicht in erster Linie auf den Zins schauen.
Sind die Sparer die Verlierer der bisherigen Leitzinssenkungen?
"Für die Verbraucher waren die Senkungen eher schlecht", meint Petersen-Kunz. Wer Kredite brauche, habe zwar eher profitiert - aber weniger als man hätte erwarten können, ergänzt Kollege Nauhauser. Der Fachmann weist aber auch darauf hin, dass den gesunkenen Sparzinsen auch eine niedrigere Inflation gegenüberstehe. Daher sei die Situation für die Sparer nicht so schlecht, wie die Zinsen an sich zunächst annehmen ließen.