Das Geschäft mit den Augen boomt: Im vergangenen Jahr gab es 120.000 Operationen. Bei der Jagd auf die Brillenträger liefert sich die Branche einen heißen Preiskampf, einigen Anbietern droht bereits das Aus.

Hamburg. Die neue Klinik fällt direkt ins Auge. Unweit des Gänsemarkts, gegenüber der Staatsoper, springen Passanten die Werbesprüche der Hamburger Euroeyes-Gruppe geradezu an. "Scharf sehen - ohne Brille" versprechen die Laserspezialisten. Infos zu einer vor Ort möglichen Augenoperation - quasi im Vorbeigehen nach dem Shoppen in der Innenstadt.

Private Klinikgruppen und Augenärzte haben die Jagd auf die deutschen Brillenträger eröffnet. Allein im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Laseroperationen in der Bundesrepublik sprunghaft an. Zählte der Branchenverband VSDAR 2007 rund 97.000 Operationen im Standardverfahren Lasik, so waren es 2008 schon 120.000. Das Marktpotenzial ist aus Sicht der Operateure enorm: 52 Millionen Deutsche sind nach Verbandsangaben fehlsichtig.

Die Hamburger Euroeyes-Gruppe, mit zwölf Kliniken nach eigenen Angaben einer der größten Anbieter in Deutschland, will in diesem Jahr allein drei neue Zentren eröffnen. Neben dem Haus am Gänsemarkt kommt noch eine Klinik in Dresden und eine Dependance in einer anderen deutschen Stadt hinzu. "Wir rechnen in diesem Jahr mit rund 15.000 Operationen", sagt der Chef der Gruppe, Jørn Jørgensen, dem Abendblatt. Um die Expansion auch stemmen zu können, hat sich Euroeyes mit Baigo Capital gerade einen Frankfurter Finanzinvestor mit ins Boot geholt.

Mit ihrem Angebot zielen die Hamburger nicht nur auf die von Geburt an Weit- und Kurzsichtigen, sondern auch auf jene Menschen, die im Alter eine Brille benötigen. Hinzu kommt am Gänsemarkt ein Zentrum zur Behandlung des Grauen Stars samt einer Privatpraxis für Augenheilkunde.

"Vor rund zehn Jahren war es in Deutschland noch exotisch, sich die Augen lasern zu lassen", sagt Jörg Fischer, leitender Arzt beim Hamburger Konkurrenten Lasik Germany. "Mittlerweile ist so eine Operation fast Normalität geworden."

Von einer Nachfragedelle wegen der Wirtschaftskrise sei derzeit nichts zu spüren. "Für Schönheit und Gesundheit geben die Menschen offenbar noch immer Geld aus", sagt Fischer. Auch Lasik Germany hat in den vergangenen Jahren neue Behandlungszentren in Stuttgart und Oberhausen eröffnet und plant in diesem Jahr ein weiteres in München.

Durch den vermehrten Wettbewerb sind die Preise für eine Laseroperation am Auge in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Laut VSDAR hat sich der Preis für eine Lasik-Operation mit dem Messer (Mikrokeratom) bei 780 bis 980 Euro pro Auge eingependelt und ist damit etwa halb so teuer wie vor vier Jahren. Die schonendere Variante ohne Messer mit einem sogenannten Femtosekundenlaser liegt bei 2000 bis 2500 Euro pro Auge (zu den einzelnen Operationsverfahren siehe Beistück). Der starke Preiskampf könnte aus Sicht des Branchenverbands allerdings auch die ersten Opfer unter den Laserzentren fordern.

Vor allem Billiganbieter, die im vergangenen Jahr verstärkt auf den deutschen Markt drängten, stehen nach den Worten von Verbandssekretär Jörg Hassel unter erheblichem Erfolgsdruck. Sie hätten ihr Wachstum auf Kredit finanziert und würden mit ihren Einrichtungen bislang nichts verdienen. "Es wird sicher eine Konsolidierung in der Branche geben", so der Experte.

Die rasche Expansion der Laserzentren ist vor allem den deutschen Optikern ein Dorn im Auge. Zwar sei die Branche noch nicht so groß, dass sie eine echte wirtschaftliche Bedrohung darstelle, sagt Horst Dauter, Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Augenoptiker. Doch er kritisiert manche Werbeversprechen der Operateure als unseriös. "Es ist ein Illusion zu glauben, dass sich eine Fehlsichtigkeit komplett per Operation beheben lässt", sagt Horst Dauter und erläutert: "Eine Restfehlsichtigkeit bleibt immer."

Auch der Wunsch, im Alter gänzlich ohne Lesebrille auszukommen, lasse sich durch die Operation nicht erfüllen. "Im Alter lässt die Elastizität der Linse im Auge nach und das lässt sich auch durch eine Operation nicht vermeiden."