Der Handels- und Touristikkonzern Arcandor braucht in den kommenden fünf Jahren bis zu 900 Millionen Euro und baut deshalb radikal um: Unter anderem könnten acht Karstadt-Filialen, darunter jene in Billstedt, sowie die Luxustempel Alsterhaus, KaDeWe und Oberpollinger verkauft werden.
Essen. Das Sparprogramm ist drastisch, der Umbau radikal, die Erfolgsaussichten ungewiss: Arcandor will sich auf die profitablen Kernbereiche der Versandhandelstochter Primondo (Quelle) und der Warenhauskette Karstadt sowie auf die Touristiktochter Thomas Cook konzentrieren.
Zur Disposition stehen damit unter anderem der stationäre Einzelhandel von Quelle mit 115 Technikcentern und rund 1500 Quelle-Shops. Von den Umstrukturierungsmaßnahmen sind laut Vorstandschef Karl-Gerhard Eick rund 12.500 der 86.000 Konzernmitarbeiter betroffen.
Außerdem sind acht Karstadt-Filialen (Kiel, Hanau, Kaiserslautern, Hamburg-Billstedt, Bottrop, Leipzig, Ludwigsburg, München am Dom), die Karstadt Sports-Filiale in Recklinghausen, sowie die Karstadt-Premiumhäuser KaDeWe in Berlin, Oberpollinger in München und das Hamburger Alsterhaus im Visier der Restrukturierer.
Strategische Partnerschaft, Sanierung, Schließung?
Für diese Geschäfte würde nun die bestehenden Optionen geprüft und innerhalb der kommenden Jahre umgesetzt, sagte Eick am Montag vor Journalisten. Dies könnten zu strategischen Partnerschaften oder Management Buy-Outs führen, aber auch Sanierung oder Schließung bedeuten, hieß es.
Für die Umsetzung des Konsolidierungsprogramms rechnet der Konzern zusätzlich zur anstehenden Refinanzierung im Sommer 2009 in den kommenden fünf Jahren mit einem weiteren Finanzierungsbedarf von bis zu 900 Millionen Euro. Ziel des Programms ist es, in allen drei Kerngeschäftsbereichen künftig positive Ergebnisse zu erwirtschaften.
Das Kerngeschäft von Primondo besteht demnach künftig aus dem E-Commerce und dem Kataloggeschäft von Quelle in Deutschland und im Ausland, dem Homeshopping-Spezialisten HSE24 sowie den bestehenden Spezialversendern. Das Kerngeschäft von Karstadt besteht künftig aus 81 Karstadt-Filialen sowie 27 Karstadt Sports-Filialen. Der Touristikbereich Thomas Cook ist und bleibt nach Unternehmensangaben Kerngeschäft von Arcandor.
Geschäfte, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören oder sanierungsbedürftig sind, sollen künftig von der Arcandor-Querschnittseinheit ATRYS individuell weiterentwickelt werden. Außerdem will Arcandor künftig die Beschaffung für Primondo und Karstadt bündeln und so Synergien in dreistelliger Millionenhöhe erzielen.