Großaktionär Rupert Murdoch will Kapitalerhöhung finanzieren - aber nur unter bestimmten Bedingungen.

München. Der Münchner Bezahlsender Premiere hat praktisch in letzter Minute seine Zahlungsunfähigkeit abgewendet und kann nur durch Kapitalerhöhungen im Umfang von 450 Millionen Euro überleben. Diese zwischen Hoffen und Bangen schwebende Perspektive zeichnete der neue Konzernchef Mark Williams am Dienstag in München.

Die Finanzspritze werde von der News Corporation des Medienmoguls Rupert Murdoch garantiert. Sie sei aber an Bedingungen geknüpft. Die wichtigste davon ist, dass die Finanzaufsicht BaFin die News Corp von der sich abzeichnenden Pflicht eines Übernahmeangebots an alle anderen Premiere-Aktionäre befreit. Denn schon bei der ersten von zwei geplanten Kapitalerhöhungen könnte der heute ein Viertel der Anteile haltende Großaktionär an die Schwelle von 30 Prozent herankommen, die ein Pflichtangebot auslöst.

Bei der zweiten weit größeren Kapitalerhöhung sei es möglich, dass Murdochs Konzern auf über 50 Prozent kommt, sagte Williams. Die Befreiung der BaFin ist Voraussetzung für die Kapitalspritzen - und diese sind Voraussetzung für eine neue Kreditlinie über weitere 525 Millionen Euro für Premiere. Der Kreditrahmen musste unter hohem Zeitdruck neu verhandelt werden, weil der tief in die Verlustzone abgestürzte Sender bestehende Kreditauflagen gebrochen hat. Die Banken hätten damit die Rückzahlung schon verliehener Gelder im Umfang von 320 Millionen Euro verlangen können. Dieser Fall wäre in der Nacht zu Weihnachten eingetreten "und wir hätten nicht zahlen können", heißt es aus dem Konzern.

Premiere stand also unmittelbar vor der Pleite. Doch auch wenn die BaFin mitspielt und dem Konzern in der Summe fast eine Milliarde Euro zufließen kann, ist Premiere noch nicht über den Berg. Dieses Jahr steht ein operativer Verlust von 40 bis 60 Millionen Euro an. 2009 kalkuliert Williams mit einem negativen Cashflow von bis zu 275 Millionen Euro und weiteren "signifikanten" Verlusten. Operativ soll ein Jahr später die Gewinnschwelle erreicht werden. Nach Steuern profitabel könne Premiere erst 2011 sein, so Williams.

Der Bezahlsender müsse grundlegend umgebaut, das Programm verbessert und die Technologie kundenfreundlicher werden. Sollte die BaFin nicht zustimmen und somit Kapitalerhöhungen wie Kredite kippen, würden die Banken bestehende Kredite fällig stellen, sagte der Konzernchef zu den Risiken des Rettungsplans. "Die Finanzierungsstruktur ist die Voraussetzung für den Fortbestand von Premiere", stellte er klar.

Die Börse quittierte das mit einem zeitweise neunprozentigen Abschlag auf das in diesem Jahr ohnehin um über zwei Drittel verfallenes Papier. Die Aktie sank auf unter vier Euro. Die BaFin äußerte sich nicht zu den Chancen einer Ausnahme für Murdoch. Die Erfahrung zeigt aber, dass die Finanzaufsicht Ausnahmen macht, wenn für den Pleitekandidaten ein tragfähiges Sanierungskonzept vorliegt, was Williams für sich beansprucht. Das sei auch von Wirtschaftsprüfern bestätigt worden.